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Rachel Weisz in der Doppelrolle von Beverly und Elliot Mantle.

© Amazon Prime Video

Mini-Serie „Die Unzertrennlichen“: Der Horror der Geburt

Die Serien-Neuauflage des Cronenberg-Klassikers zeigt drastisch, wie schmerzhaft Trennungen sein können.

Rein äußerlich lassen sich die Zwillinge Beverly und Elliot Mantle – in der sechsteiligen Amazon-Prime-Serie „Die Unzertrennlichen“ werden sie von Rachel Weisz („Die Mumie“) dargestellt – am einfachsten dadurch unterscheiden, dass die eine ihre Haare zusammenbindet, während die andere sie offen trägt. Falls die extrovertierte und selbstbewusste Elliot nicht gerade wieder in die Rolle ihrer schüchternen Schwester schlüpft, um für ihren Zwilling eine Liebhaberin anzumachen – sie ihr „zu schenken“, wie sie das nennt.

Die beiden Gynäkologinnen verbindet eine gemeinsame Vision. Sie wollen den Horror der Geburt beenden. Trotz aller wissenschaftlichen Fortschritte sterben weiterhin Frauen im Kindbett, kommen Kinder weiterhin tot zur Welt, ist die Geburt ein schmerzhaftes und oftmals auch traumatisches Erlebnis für Frauen. In ihrer Geburtsklinik mit angeschlossener Forschungseinrichtung wollen die beiden das ändern.

Die Notwendigkeit davon wird äußerst blutig mit drastischen Bildern vor Augen geführt. Mit schnellen Zügen öffnet ein Skalpell für den Kaiserschnitt eine Bauchdecke, bei einer Zangengeburt wird äußerste Gewalt angewendet. Vor allem aber bedrücken die Schreie der gebärenden Frauen und das viele Blut, das auf den Krankenhausboden und die weißen Medizinerschuhe tropft.

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Auch die Sprache ist drastisch in dieser Serie, bei der Alice Birch das Drehbuch schrieb und Sean Durkin Regie führte. Man sollte besser gar nicht erst versuchen, jedes Mal einen Strich auf eine Liste zu setzen, wenn irgendjemand das F-Wort benutzt. In einigen Episoden der Serie, die erst ab 18 Jahren freigegeben ist, würde man sonst die Handlung verpassen.

Was nicht gegen „Die Unzertrennlichen“ spricht. Im Gegenteil. Die Serienneuauflage des gleichnamigen Psycho-Horror-Filmklassikers von David Cronenberg bleibt in weiten Teilen dicht beim Original, das auf der Romanvorlage von Bari Wood basiert. Die Doppelrolle war 1988 allerdings mit Jeremy Irons männlich besetzt. Zugleich werden die Möglichkeiten, die die wissenschaftlichen Fortschritte seither ermöglicht haben, auf kritische Weise eingebaut.

Es ist das System. Es ist im Arsch. Es ist teuflisch. 

Beverly Mantle will die Welt verändern, in dem sie mit ihrer Zwillingsschwester Elliot dem Geburtsvorgang den Schrecken nimmt.

So ähnlich sich Beverly und Elliot äußerlich sind, vom Wesen her könnten sie nicht unterschiedlicher sein. In Beverly steckt eine empathische Mutter Teresa, die nur das Beste für die Frauen will. Elliot ist weniger altruistisch. Für ihre Experimente zur Verschiebung der Menopause ist sie gerne bereit, Gesetze und Moral hintan zu stellen.

Was beiden fehlt, ist ein Investor für das Mantle-Institut. Hier kommt Rebecca Parker (Jennifer Ehle) ins Spiel. Beverlys Ideen langweilen sie zwar, aber Elliots Pläne passen zu ihrer Profitgier – zusammen mit ihren Freunden hat sie bereits mit Opioiden abgesahnt. Was können wir dafür, dass die Menschen immer mehr davon wollen, ist ihr Credo.

Dass Beverly und Elliot es überhaupt so lange zusammen ausgehalten haben, den gleichen Beruf ergriffen, sowohl den Arbeitsplatz als auch die Wohnung teilen, ist ein Wunder. Der Bruch ist unausweichlich – und er hat einen Namen: Genevieve (Britne Oldford). Beverly verliebt sich in die Serien-Schauspielerin, will auf einmal Zeit ohne Elliot verbringen. Nun wird sich zeigen, was passiert, wenn man zwei so stark miteinander verbundenen Zwillinge trennt.

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