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Eine Szene aus „Der kleine Perry“.

© Carlsen Verlag

Perry Rhodan als Kindercomic: Jugendjahre einer Weltraumlegende

Die Science-Fiction-Serie „Perry Rhodan“ ist der längste Fortsetzungsroman der Welt. Nun erweitern Michael Vogt und Olaf Brill den Klassiker um neue Abenteuer in Comicform.  

Seit 1961 erscheint jede Woche ein Heftroman der deutschen Science-Fiction-Serie „Perry Rhodan“. Bis heute kamen mehr als 3200 Hefte der Hauptserie zusammen – 200.000 Seiten und 100.000 Tonnen Papier. Würde man die weltweite Auflage aller „Perry“-Hefte stapeln, bekäme man einen Turm von 500 Kilometern Höhe. Die klassische Serie wird nun vom Berliner Künstler Michael Vogt und dem Bremer Autor Olaf Brill Perry Rhodan als Comic neu erfunden.

Ursprünglich dachte der 1966 geborene Vogt an ein Projekt im Stil der „Akte X“-Bilderbücher mit Scully und Mulder als Kids. Allerdings waren die Kinderbuchrechte an „Perry Rhodan“ schon vergeben. „Aber nicht die für Kindercomics“, erinnert sich Vogt im Gespräch. „Ich habe das Ganze dann mit Olaf besprochen, wir haben unsere gemeinsame Idee der Perry-Redaktion vorgeschlagen, und der Rest ist Geschichte.“

„Als Michael mit der Idee zum kleinen Perry ankam, sprang der Funke sofort über“, ergänzt Brill, Jahrgang 1967. „Wir lieben Comics, wir lieben Kinderbücher, und für Perry hatten wir sofort Bilder und Storys im Kopf.“

Ein eingespieltes Duo

Vogt und Brill sind ein eingespieltes Duo: Seit 2011 realisieren sie gemeinsam den Science-Fiction-Comic „Ein seltsamer Tag“ voller Meta-Witze und Moebius-Anspielungen. Mit dem All-Age-Comic „Der kleine Perry: Das Geheimnis des Wanderplaneten“ fangen sie nun ganz am Anfang der Legende an, denn der handelt von Perrys erstem Flug ins All. Perry und Mausbiber Gucky treffen die junge Außerirdische Thora, fliegen bis zum Mars, treffen Weltraumwale.

Dabei prallt das Vermächtnis der Heftromanserie nicht bloß auf ein anderes Medium, sondern zudem eine neue Generation. Denn es geht definitiv auch darum, junge Menschen für „Perry Rhodan“ zu begeistern – das Erschließen von Nachwuchs ist für das wuchernde Franchise durchaus schwierig.

Brill erklärt seine und Vogts Herangehensweise so: „Klar wollen wir junge Leser für Perry Rhodan begeistern, aber auch Stammleser nicht vergraulen. Alle sollen Spaß haben! Für die jungen Leser war es wichtig, die Geschichte aus den 1960ern zu modernisieren und kindgerecht zu präsentieren.“

Was das konkret für den Comic bedeute? „Zum Beispiel schicken wir keine Rakete zum Mond, deren Besatzung nur aus weißen Männern besteht“, erläutert Brill. „Und es wird bei uns keine Gewaltdarstellungen geben. Unser kleiner Perry ist ein neugieriger Junge, der den Weltraum erforschen will und versucht, Konflikte friedlich zu lösen.“

Das passe, so Brill, gut zur generellen Entwicklung des Serien-Originals. „Die alten Fans werden erkennen, dass, obwohl wir vieles anders machen, unsere Geschichte wiedererkennbar die Perry Rhodans ist. Eben anders erzählt und für ein junges Publikum geschrieben.“

Vorne Maus und hinten Biber

Optisch vermittelt Zeichner Vogt ebenfalls zwischen Tradition und Jugend: „Ich wollte für den Comic einen klassischen frankobelgischen Look mit einfachen Grundformen. Perry ist ein schlauer Kopf, also musste er zum Beispiel eine hohe Stirn haben, er ist aufgeweckt und selbstständig, da passen flockigere Haare gut – so habe ich versucht, den Charakter im Design widerzuspiegeln.“

Da wird dann auch schon mal mit der Vorlage gebrochen: „Wo ich Designs nicht passend fand, bin ich abgewichen: Bestes Beispiel ist Mausbiber Gucky, der traditionell eher wie ein Hamster aussieht, bei mir aber tatsächlich vorne Maus und hinten Biber ist.“

Während Vogt gerade noch Storys für die von ihm mitherausgegebene Science-Fiction-Anthologie „Cozmic“ sowie die „Perry Rhodan“-Weihnachtskarte zeichnet, schreibt Brill bereits am zweiten Band von „Der kleine Perry“. Vor der verjüngten Heldenlegende liegt eben auch in den kindgerechten Comics ein ganzes Universum voller Abenteuer.

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