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Der Rapper Kanye West.

© dpa/Ashley Landis

Pop-Polit-Showdown in Zeiten des Superbowls: Trump-Anhänger Kanye West will Taylor Swift und Joe Biden die Bühne stehlen

Der umstrittenste Rapper der USA und selbsternannte König des Hip-Hops hat ein neues Album veröffentlicht und bringt sich rechtzeitig zum Superbowl ins Gespräch.

Ein Kommentar von Gerrit Bartels

Das konnte natürlich nicht im Sinne von Kanye West sein, dass zwei der größten Highlights des US-amerikanischen Kulturkalenders so ganz ohne ihn stattfinden. Also dass zumindest sein Name fällt oder er wenigstens von außen auf die Grammys und die Superbowl-Halbzeitshow einwirken kann.

Insofern hat er sich doch noch rangehalten mit seinem neuen, gemeinsam mit dem Kollegen Ty Dolla Sign eingespielten und produzierten und immer wieder verschobenen Album „Vultures I“. West organisierte zwei öffentliche Listening-Shows Ende vergangener Woche, und zack war „Vultures“ dann am Samstag noch rechtzeitig vor dem Superbowl auf den Streamingkanälen platziert - auf dass es Usher, der in der Halbzeitshow auftritt, und wiederum seinem neuen Album „Coming Home“ die Show stehle.

„Crazy, bipolar, antisemite“

Kanye West will demonstrieren, dass er der größte Rapper auf Erden ist, der nach vielen Kabalen in der vergangenen Zeit umstrittenste, verruchteste sowieso. „King“ heißt der Schlusstrack des Albums, und darin fasst West seine Reputation zusammen: „And, I’m still ,Crazy, bipolar, antisemite’/ And I’m still the king/They thought headlines was my kryptonite, bitch/ I’m still the king, I’m still the king.“

Verrückt, bipolar, antisemitisch - wie sehr hier eins das andere mit sich bringt, wie sehr der pathologische Größenwahn des Rappers mit seinem Antisemitismus einher geht, ist schwer auseinanderzuhalten. Fakt ist: West fiel vor einiger Zeit mit antisemitischen Sprüchen einmal mehr unangenehm auf und kündigte in sozialen Medien an, auf „death con 3 on jewish people“ gehen zu wollen. Abbitte hat er zwar geleistet und sich entschuldigt, jetzt seien bei „Vultures“ gar „a few Jews on the staff now“. Und trotzdem: Man glaubt ihm nicht.

Inszenieren tut er sich parallel zu der Albumveröffentlichung als Bösewicht mit Kapuze, und wenn man so will: als Gegenmodell zu Taylor Swift.

Vor dem Hintergrund, dass West große Stücke auf Donald Trump hält, darf man nun dieses Superbowl-Wochenende als Pop-Polit-Showdown vor den US-Präsidentschaftswahlen im November sehen: hier Taylor Swift auf der Tribüne, die ihrem Freund Travis Kelce beim Spielen zuschaut, womöglich US-Präsident Joe Biden trifft und so vielleicht den Demokraten einen Schub verleiht; dort Kanye West, („I made six Taylor Swifts“ singt er auf einem der Stücke von „Vultures“), der das böse Amerika, das Trump-Amerika repräsentiert.

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