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„Maria mit Kind“ von Giovanni Battista Salvi, gen. Il Sassoferrato (Schwarze Kreide auf blaugrauem Papier, quadriert).

© Inv.-Nr. 2666 Z

Rückkehr einer Madonna: Kunstkrimi mit Happy End

Geklaut, fast ausradiert, gefunden und nun wieder ausgestellt: Wie eine seltene Madonna-Zeichnung des Barockmalers Sassoferrato über die USA zurück nach München gelangte.

Das unverhoffte Geschenk hat einen Ehrenplatz: Vor lila Wandfarbe thront das zarte Blatt wie eine kostbare Reliquie in einer beleuchteten Vitrine. Einmalig und wertvoll ist die seltene Madonna-Zeichnung des Barockmalers Sassoferrato tatsächlich. Und für die Münchner Pinakothek der Moderne auch so etwas wie ein Wunder. Denn die „Madonna mit Kind“ galt mehr als 50 Jahre als verschollen.

Ein Besucher hatte den Verlust im August 1965 im Studiensaal der Staatlichen Graphischen Sammlung in München bemerkt. Ein unbekannter Dieb hatte das kleine Blatt von seinem Schutzkarton abgerissen und mitgenommen. Die Staatsanwaltschaft fahndete ein paar Monate lang nach dem Dieb, stellte die Ermittlungen aber dann ein.

Jahrzehntelang blieb dem Museum von der Zeichnung „Madonna mit Kind“ nur eine Karteikarte, ein Schwarz-Weiß-Foto und ein Eintrag ins Inventar. Bis im vergangenen Jahr ein pfiffiger Kurator an einem amerikanischen Museum im US-Bundesstaat Maryland eine Entdeckung machte: Im Katalog einer Sassoferrato-Ausstellung aus dem Jahr 2017 entdeckte Daniel Fulco die verschwundene Zeichnung, die jüngst ein Privatsammler dem Washington County Museum of Fine Arts gestiftet hatte.

Sicher war er sich erst, als er eine noch schemenhaft erhaltene Handstudie erkannte, die sich rechts oberhalb der Madonna auf dem Münchner Blatt befunden hatte – der Dieb hatte diese versucht auszuradieren, so dass die Zeichnung auf dem Schwarzmarkt nicht so leicht wiederzuerkennen war. Das US-Museum informierte die Staatliche Graphische Sammlung in München über die Entdeckung, und so gelangte das seltene Barockwerk zurück nach München.

Der Kurator der Staatlichen Graphischen Sammlung in München, Kurt Zeitler, ist überglücklich. „Zeichnungen Sassoferratos sind in den Kabinetten der Welt dünn gesät.“ Selbst berühmte Sammlungen wie die Albertina in Wien oder das Metropolitan Museum in New York besäßen, wie die Münchner, nur jeweils eine Zeichnung des Meisters.

Die porzellanhaft gemalten Madonnenbilder von Giovanni Battista Salvi, genannt „Il Sassoferrato“ (1609 bis 1985) erlebten erst in den letzten Jahren einen Boom. Sassoferrato orientierte sich an Vorbildern der Renaissance. Die „Madonna mit Kind“-Zeichnung ist Raffaels „Madonna Macintosh“ nachempfunden, die heute in der National Gallery in London hängt.

Einige von Sassoferratos Gemälden erzielen inzwischen sechsstellige Summen auf Auktionen. Sassoferrato, die Heimatstadt des Künstlers Salvi in der Nähe von Ancona, veranstaltete 2017 eine Retrospektive über ihn. Jetzt sind Mutter und Kind, mit schwarzer Kreide zart auf blaugraues Papier gestrichelt und in gutem Zustand endlich wieder in München.

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