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Die Berliner Staatsoper Unter den Linden spielt noch bis zum 16. Juli.

© imago/Future Image

Saisonfinale an der Berliner Staatsoper: Showdown Unter den Linden

Drei Produktionen sind bis zum Spielzeitende noch an der Berliner Staatsoper zu erleben: Sie werden jeweils von potenziellen Nachfolgern von Daniel Barenboim geleitet.

Eine Kolumne von Frederik Hanssen

Noch vor dem Start der Schulferien in der kommenden Woche haben sich die meisten Berliner Klassik-Institutionen in die Sommerpause verabschiedet. Im Boulez Saal findet am Freitag noch ein letztes, bereits fast ausverkauftes Konzert statt, bei dem sich Jörg Widmann als Dirigent, Solist und Komponist präsentiert.

In der Lindenoper dagegen geht noch bis zum 16. Juli der Vorhang hoch. Am Wochenende gibt es dort sogar Klassik umsonst, beim „Staatsoper für alle“-Event auf dem Bebelplatz. Am Samstag mit einer Liveübertragung von Verdis „Don Carlo“ auf eine Großbildleinwand, am Sonntag dann mit einem Live-Auftritt der Staatskapelle, bei dem Altmaestro Zubin Mehta Anton Bruckners 7. Sinfonie und Richard Wagners „Rienzi“-Ouvertüre dirigieren wird.  

Werke von Strauss, Verdi und Cherubini

Am 10. Juli geben die beiden langjährigen Staatsopern-Ensemblemitglieder Evelin Novak und Roman Trekel einen Liederabend, am 15. Juli folgt ein weiteres Konzert, dann indoor, mit Sol Gabetta als Cellosolistin und dem britischen Dirigenten Edward Gardner.

Besonders interessant aber ist das Trio von Opernproduktionen, das Unter den Linden jetzt noch zu erleben ist. Weniger wegen der Inszenierungen – die darf man guten Gewissens in allen drei Fällen als diskutabel bezeichnen -, sondern wegen der Künstlerpersönlichkeiten, die am Pult der Staatskapelle stehen werden.  

Die Suche nach einer Nachfolgerin oder einem Nachfolger für den aus Gesundheitsgründen zurückgetretenen Generalmusikdirektor Daniel Barenboim geht in die heiße Phase, bis zum Jahresende will Neusenator Joe Chialo eine Lösung präsentieren. Sowohl Oksana Lyniv, die Luigi Cherubinis „Medea“ leiten wird, als auch „Don Carlo“-Dirigent Daniele Rustioni und Francois-Xavier Roth, der bei Richard Strauss‘ „Salome“ im Graben waltet, sind potenzielle Anwärter auf den prestigereichen Posten.

Das macht die letzte Zuckung der Berliner Musiktheatersaison zum spannenden Showdown: Die 45-jährige Ukrainerin Oksana Lyniv, die als erste Frau bei den Bayreuther Festspielen eine Premiere dirigieren durfte, wäre eine spektakuläre Wahl. Mit dem 40-jährigen Daniele Rustioni, einem Spezialisten für musikalische Leidenschaft und aktuell Musikchef der Opéra de Lyon, könnte die Staatsoper sich als Haus des italienischen Repertoires profilieren.

Das breiteste stilistische Spektrum deckt Francois-Xavier Roth ab: Der 51-jährige Franzose, der regelmäßig bei den Berliner Philharmonikern zu Gast ist, interessiert sich ebenso fürs Zeitgenössische wie für die historische Aufführungspraxis – er hat sogar sein eigenes Orchester gegründet, das jedes Werk jeweils auf Instrumenten der passenden Epoche spielt. Und er beweist als Generalmusikdirektor der krisengeschüttelten Kölner Oper, dass auch unter schweren Bedingungen erstklassige Kunst entstehen kann.

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