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Schwules Museum Berlin.

© imago/STPP

Schwules Museum: Die Schüsse sind an alle Queers adressiert

Der Angriff auf das Schwule Museum in Berlin soll die queere Community einschüchtern. Das nicht zuzulassen, ist nicht allein ihre Aufgabe.

Ein Kommentar von Nadine Lange

Die Nachricht überrascht nicht, schockierend ist sie dennoch: Auf das Schwule Museum in Tiergarten wurde geschossen. Der Schriftzug über dem Eingang, die Frontscheibe und ein Kunstwerk wurden beschädigt, Menschen wurden nicht verletzt.

Der Anschlag fällt in eine Zeit, in der die Gewalt gegen Personen und Einrichtungen der LGBTIQ-Commnunity messbar angestiegen ist. In Berlin vergeht praktisch kein Monat, in dem es keine Polizeimeldung zu Übergriffen gibt.

Das macht etwas mit queren Menschen. In ihren Köpfen haben solche Nachrichten ein längeres Echo als in denen der Mehrheitsgesellschaft. Denn jeder Schlag, jeder Steinwurf und jetzt auch die Schüsse gelten immer auch der ganzen Gruppe. Sie sind als Hassbotschaften adressiert und kommen auch so an.

Es braucht Widerspruch, Mut und Zusammenhalt

Den Tätern geht es um Deutungshoheit und um Einschüchterung. Damit sie diese Ziele nicht erreichen, braucht es Widerspruch, Zusammenhalt und Mut. Zunächst einmal von den Mitgliedern der queeren Community selbst, wobei die Reaktion auf ein zunehmend aufgeheiztes gesellschaftliches Klima stets eine individuelle, auch tagesformabhängige ist.

Haben eine junge Lesbe, eine trans Person oder ein Männerpaar auf der Straße Angst davor sicht- und damit angreifbar zu sein, lässt sich dies nicht so einfach ausknipsen oder wegdiskutieren. Es kann helfen, mit anderen darüber zu sprechen oder auch einen queeren Selbstverteidigungskurs zu besuchen.

Was aber genauso wichtig wäre: Deutliche Zeichen aus nicht direkt betroffenen Teilen der Gesellschaft. Wenn auf das Schwule Museum geschossen wird, müssten eigentlich alle anderen Museen der Stadt Solidaritätsadressen schicken.

Berlin schmückt sich gern mit seiner Diversität, rühmt sich als Regenbogenhauptstadt und queerer Sehnsuchtsort, doch es muss mehr dafür tun, diesen Status auch zu schützen. Es spricht Bände, dass der Geschäftsführer des Lesben- und Schwulen Verbandes dem noch amtierenden Senat kürzlich bescheinigte, keine kohärente Strategie gegen anti-queere Hasskriminalität zu haben. Das sollte sich schleunigst ändern.

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