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Selfie mit Superheldin: The Flash (Ezra Miller) und Supergirl (Sasha Calle) in Angriffsformation aus der Luft.

© Courtesy of Warner Bros. Pictures/Courtesy of Warner Bros. Pictures

Solo für The Flash: Hier kommt Batmans kleiner Helfer

Der erste Solofilm des Underdogs aus der Justice League fällt trotz guter Ansätze zäh aus. Sind die Superhelden von DC noch zu retten?

Von Andreas Busche

Bislang hat sich noch kein Marvel- oder DC-Film mit der Frage nach dem Energiehaushalt eines Superhelden beschäftigt. Meist gab es einfach drängendere Probleme, zum Beispiel die Rettung der Menschheit. Aber irgendwie muss der Akku nach dem Sieg gegen den Endboss ja wieder aufgeladen werden, Schlachten gegen Kreaturen aus anderen Dimensionen sind schließlich kräftezehrend. Regisseur Andy Muschietti („Es“) zeigt in seinem Superhelden-Debüt durchaus Interesse für solche beiläufigen Fragen, auch wenn sie – dem Genre angemessen – immer in einen größeren Eskalationszusammenhang gestellt werden.

The Flash ist eine der beliebtesten DC-Figuren

Barry Allen alias The Flash, eine der beliebtesten Figuren im DC-Universum, hat darum gleich in der Eröffnungssequenz seines ersten Solofilms die komplizierte Aufgabe, den kollabierenden Flügel einer Neugeborenenstation vor dem Einsturz zu bewahren und gleichzeitig seinen Stoffwechsel zu befeuern.

Der arbeitet ähnlich flink wie Barry, der nach einem Blitzeinschlag über eine übermenschliche Beschleunigung verfügt – was zu einer Art Zeitlupenballett im freien Fall zwischen herabstürzenden Gebäudeteilen und Neugeborenen führt. Während Barry also ein Baby nach dem anderen in der Luft einsammlt, zieht er sich zwischendurch an einem vorbeifliegenden Automaten Energieriegel, um zu Kräften zu kommen. Kurz vor dem Aufprall fängt er noch die verstörte Hebamme auf.

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Eine solche spektakuläre Einführung hat The Flash eigentlich nicht mehr nötig, Ezra Miller spielte das unkonventionellste Justice-League-Mitglied bereits in vier Filmen, stets im Schatten von Superman, Batman und Wonder Woman. Bei den Fans wuchs so über die Jahre die Vorfreude auf den lange angekündigten Soloauftritt, aber wie das oft eben so ist, wenn man eine Sache zu lange aufschiebt: Diese Woche kommt „The Flash“ für das Studio Warner Bros. zur absoluten Unzeit ins Kino.

Miller ist wegen verschiedener, auch strafrechtlicher Eskapden (Belästigung, Körperverletzung, Hausfriedensbruch) gerade kein positiver Werbeträger für das – nach den jüngsten Flops von „Black Adam“ und „Shazam! Fury of the Gods“ – ohnehin schon angeschlagene DC Extended Universe.

Die Mutter retten oder doch lieber die Welt?

Zudem sorgt der Widerspruch von Superhelden-Comig-of-Age und multiversalen Eskalationsszenarien in „The Flash“ immer wieder für eine Diskrepanz, die nicht mal eine versierte Drehbuchautorin wie Christina Hodson („Birds of Prey: The Emancipation of Harley Quinn“, „Bumblebee“) sinnvoll kaschieren kann. Barry, der sich mit seinen Superkräften arrangiert hat, will eigentlich nur seine Eltern retten, bringt dabei aber en passant die kosmischen Kräfte aus dem Gleichgewicht.

Der Vater sitzt unschuldig im Gefängnis, weil er Barrys Mutter (Maribel Verdú) umgebracht haben soll. Gerade steht eine erneute Berufungsverhandlung an, aber Sohnemann hat eine bessere Idee: Er will den Mord an seiner Mutter verhindern, indem er ein Update seiner Superkräfte dazu nutzt, um in die Vergangenheit zu reisen.

Sein bester (und einziger) Kumpel Bruce „Batman“ Wayne (Ben Affleck), der berühmteste Waise unter den DC-Helden, warnt ihn noch davor, den Lauf der Geschichte zu verändern. Aber die Liebe eines Sohnes kennt keine Vernunft. Und so steht Barry bald seinem jüngeren, noch etwas nervigeren Selbst gegenüber – sowie einem angegrauten Batman, der sich längst im Ruhestand befindet und jetzt von Michael Keaton aus den Tim-Burton-Filmen gespielt wird.

Die Sparversion der Justice League: Supergirl (mitte) zwischen The Flash und einem Batman im Pensionsalter.
Die Sparversion der Justice League: Supergirl (mitte) zwischen The Flash und einem Batman im Pensionsalter.

© Courtesy of Warner Bros. Pictures/Courtesy of Warner Bros. Pictures

Das Timing könnte für „The Flash“ auch dahingehend kaum schlechter sein, da mit dem Oscar-Gewinner „Everything Everywhere All at Once“ und den beiden „Spiderverse“-Animationsfilmen die Idee des Multiversums erzählerisch – und das höchst originell – gerade an ihren Endpunkt geführt wurde. Bei Marvel und DC bedeutet das Multiversum dagegen nur noch, immer uninspirierter ein paar Darsteller aus früheren Filmen zu reaktivieren: in diesem Fall den Superman-Widersacher General Zod (Michael Shannon), der bereits 2013 in „Man of Steel“ starb.

Supergirl kommt und geht

Die Mechanik der Multiversums-Erzählung, die „Spider-Man: Across the Spider-Verse“ gerade wie in einem bewusstseinserweiterten Delirium ad absurdum führte, kommt in „The Flash“ ständig zum Vorschein. Das zeigt schon darin, wie beiläufig eine neue Figur wie Supergirl (Sasha Calle) eingeführt und gleich wieder entsorgt wird – ohne einen Eindruck zu hinterlassen.

Diese 144 Minuten fühlen sich quälend lang an, und dennoch werden einige Geschichten nicht mal zu Ende erzählt. Selbst der Showdown mit Zod, ein lieblos am Rechner dahingeschludertes Action-Tableau, bleibt buchstäblich in der Luft hängen.

Über den Superhelden-Metabolismus hätte man gerne mehr erfahren; oder das Multiversum anhand eines Teller Spaghettis näher erklärt bekommen. Aber „The Flash“ fegt über alles, was nicht der Eskalation dient, hinweg, selbst über die zarten Gefühle unseres Superhelden. Dieser Flash ist nur ein Übergangsheld. In irgendeinem Multiversum mag eine bessere Version von ihm existieren.

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