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Fragwürdiges Symbol. Ein sowjetischer Panzer vom Typ T-34 am Zugang zum Sowjetischen Ehrenmahl in Tiergarten, das zugleich Grabstätte für 2000 sowjetische Soldaten ist.

© dpa / Carsten Koall

Sowjetisches Ehrenmal in Berlin: Verhüllt die russischen Panzer!

Berlin könnte ein Zeichen setzen, das mit Sicherheit auch in Moskau wahrgenommen wird.

Ein Kommentar von Peter von Becker

Demonstrationen für ein Ende des russischen Kriegs gegen die Ukraine sind gerade zum bevorstehenden Jahrestags des Putinschen Überfalls richtig und wichtig. Aber sie werden den Kreml-Chef kaum beeindrucken. Dennoch könnte in Berlin ein Zeichen gesetzt werden, das auch in Moskau mit Sicherheit wahrgenommen würde. Darum hier der Appell: Verhüllt die beiden Weltkriegspanzer am Sowjetischen Ehrenmal nahe dem Brandenburger Tor wenigstens für einen Tag mit einem schwarzen Trauerflor.

Ja, ein Trauerflor. Im März 2022 wurden die Panzer von Aktivisten bereits einmal mit der ukrainischen Fahne bedeckt. Immerhin waren auch ukrainische Soldaten einst im Kampf gegen Hitlerdeutschland gefallen. Die russische Botschaft hatte freilich sofort gegen eine „Schändung“ des Denkmals protestiert. Dieser Vorwurf würde gewiss auch jetzt bei schwarzen Tüchern über den Kanonenrohren der Panzer von russischer Seite erhoben.

Für die Welt außerhalb des Kremls und seiner Anhänger aber wäre diese Verhüllung – ohne ein nationales Emblem wie im Flaggenfall – eine stille Geste der Trauer. Und in einer Zeit, in der Russlands Panzer anstelle der einstigen Befreiung vom Faschismus einen neuen Terrorkrieg symbolisieren, wäre es eben keine Schändung des Andenkens, sondern ein Zeichen der Scham.

Trauer und Scham

Trauer und Scham empfinden gerade viele Russen, die im eigenen Land unterdrückt werden oder ins Ausland geflohen sind, auch nach Berlin. Für sie wäre es gleichfalls eine Geste, nicht nur gegenüber den bedrängten Ukrainern. Dagegen ein erbeutetes russisches Panzerwrack, in dem wohl Menschen gestorben sind, nun geplant vor der russischen Botschaft zu platzieren, wirkt eher nur spekulativ und schreckt solidarisches Mitgefühl und Nachdenken ab.

Der Protest aber aus Moskau, den man angesichts der Prominenz des mitten in Berlin bereits im Jahr 1945 auf Stalins Geheiß errichteten Denkmals erwarten kann, würde letztlich nur auf Putins Regime zurückfallen. Denn Verhüllungen können sehr enthüllend sein. Diese Dialektik hat in Berlin und unweit des Sowjetischen Ehrenmals einst Christo bei seinem schimmernden Kleid über den Reichstag aller Welt demonstriert.

Auch damals hatten etliche Politiker wie Bundeskanzler Helmut Kohl und der spätere Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble gegen eine angebliche Missachtung protestiert. Als das Parlamentsgebäude dann verhüllt war, kam seine Geschichte indes wie nie sonst in der öffentlichen Diskussion zum Vorschein. Mit allem Licht und Schatten.

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