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Kultur: Teufelsgeiger

Glück im Unglück gibt es auch in der Musik: die Erkrankung des Dirigenten Gerd Albrecht war und bleibt zu bedauern, doch daß Sian Edwards sein Programm mit dem Deutschen Symphonie-Orchester übernahm und ihm durch leichte Änderungen eine rein russische Färbung gab, war wirklich kein Ärgernis.Mit leichter Hand leitete die britische Dirigentin Tschaikowskys Violinkonzert mit der "Chowanschtschina"-Ouvertüre von Modest Mussorgsky ein, ließ mit bezauberndem Streicherschmelz der weitgeschwungenen Melodik, dem pointierten Schliff gewaltig ausbrechender Glocken- und Paukenschläge vergessen, welche Gegensätze einst zwischen dem "russisch-rauhen" Erfinder eines "nationalen" Tons und seinem eleganteren "westlich" orientierten Kontrahenten behauptet wurden.

Glück im Unglück gibt es auch in der Musik: die Erkrankung des Dirigenten Gerd Albrecht war und bleibt zu bedauern, doch daß Sian Edwards sein Programm mit dem Deutschen Symphonie-Orchester übernahm und ihm durch leichte Änderungen eine rein russische Färbung gab, war wirklich kein Ärgernis.Mit leichter Hand leitete die britische Dirigentin Tschaikowskys Violinkonzert mit der "Chowanschtschina"-Ouvertüre von Modest Mussorgsky ein, ließ mit bezauberndem Streicherschmelz der weitgeschwungenen Melodik, dem pointierten Schliff gewaltig ausbrechender Glocken- und Paukenschläge vergessen, welche Gegensätze einst zwischen dem "russisch-rauhen" Erfinder eines "nationalen" Tons und seinem eleganteren "westlich" orientierten Kontrahenten behauptet wurden.Desgleichen verdeutlichte die komplette Ballettmusik zum "Feuervogel" von Igor Strawinsky, wie dieser Protagonist der Moderne hier zum Erben beider musikalischen Stränge wird, in wilden "Höllentänzen" des Zauberers Kaschtschei ebenso wie in den beinahe wagnerisch schwelgenden Sehnsuchtsmelodien der "inständig bittenden Prinzessin".

Trotz hochvirtuoser Darbietung, in der vor allem die umjubelten Blechbläser und Schlagzeuger glänzende Figur machten: zum eigentlichen Glücksfall wurde Tschaikowskys ganz zu Unrecht oft in Salonnähe gerücktes Violinkonzert.Mit Julian Rachlin, der hier in der Philharmonie vor gut zehn Jahren als naiv-süßes Wunderkind auftrat, hat die Tschaikowsky-Spezialistin Edwards den idealen, zum Virtuosen aus Leidenschaft gereiften Partner gefunden.Wie hier nach ungewöhnlich spritzigem, rhythmisch federndem Beginn die melodischen Linien mit bezwingender Intensität ausgesponnen werden, auch lyrische Süße durch schroffe Akzente immer wieder tragisch umschlägt, die Klänge aus klugen Tempowechseln organisch und spontan zu leben beginnen und die Spannung zum Ende der raschen Sätze geradezu aufgepeitscht wird - ein in jedem Moment aufregendes Gemeinschaftswerk, dem der feine und doch bohrend intensive Ton des risikofreudigen "Teufelsgeigers" die ganz persönliche Sprache gibt.

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