zum Hauptinhalt
Medienunternehmer Rupert Murdoch hat die Verbreitung von Falschbehauptungen nach den Präsidentschaftswahlen 2020 durch  Kommentatoren seines Senders Fox News eingeräumt.

© dpa/AP/Mary Altaffer

US-Sender propagierte Wahllügen: Fox News gleich Fake News

Moderatoren des Murdoch-Senders haben falsche Manipulationsvorwürfe zur Präsidentenwahl verbreitet. Aus Kalkül ums Geschäft

Mark Twain hat gesagt, dass Lügen schon drei Mal um die Erde gelaufen sind, ehe noch sich die Wahrheit die Schuhe anzieht. Bei Fox News, dem US-News-Sender, war diese Lüge ununterbrochen über die Bildschirme gelaufen: Donald Trump habe die Präsidentenwahl gegen Joe Boden verloren, weil der Wahlmaschinenhersteller Voting Technology die Wahlmaschinen 2020 zugunsten des Demokraten Joe Biden manipuliert hätte.

Dominion wehrt sich

Das Unternehmen ließ diesen schwerwiegenden Vorwurf, der, stellte er sich als wahr heraus, zum Ruin von Dominion führen könnte, nicht auf sich sitzen. Vor einem Gericht in Delaware wurde eine Verleumdungsklage gegen Fox News im Umfang von 1,6 Milliarden Euro eingereicht. Dominion will dem Medienkonzern nachweisen, dass Fox News vorsätzlich Fake News verbreitet habe.

Verleumdungsklagen gegen die Presse sind in den USA nur sehr schwer zu gewinnen. Der erste Zusatz zur US-Verfassung bietet einen sehr weitreichenden Schutz der Redefreiheit. Verhandelt wird der Fall im April, aber was jetzt schon aus den Gerichtsakten bekannt wurde, zeichnet ein eindeutiges Bild.

Schon kurz, nachdem Trumps Anwälte Rudy Giuliani und Sydney Powell in der Öffentlichkeit und damit vordringlich bei Fox den Vorwurf der Wahlmanipulation ritten, machte sich in den Chefetagen Unbehagen breit. Selbst die Hardliner unter den Moderatorinnen und Moderatoren wie Tucker Carlson, Sean Hannity und Laura Ingraham spotteten hinter vorgehaltener Hand über die Verschwörungstheorien des Trump-Lagers, aber in ihren Sendungen hielten stramm Kurs.

Wahlbetrugsvorwürfe unterstützt

Fox-News-Eigentümer Rupert Murdoch hat nun unter Eid eingeräumt, dass die Moderatoren falsche Wahlbetrugsvorwürfe „unterstützt“ hatten. Der 91-jährige Multimilliardär betonte, nicht Fox als Ganzes habe dies getan, sondern einige „Kommentatoren“. Murdoch bedauerte bei der Befragung auch, nicht stärker Behauptungen der Wahlmanipulation entgegentreten zu sein. Intern bezeichnete Murdoch die Vorwürfe als „verrückt“ und „schädlich“.

Erkennbar ist, dass die Fake News bei Fox News einem wirtschaftlichen Kalkül folgten: Der Sender ist Marktführer unter den Newssendern in den US-Kabelnetzen. Im Schnitt schalten 2,3 Millionen Zuschauer zur Primetime ein, doppelt so viele wie bei der liberal-demokratischen CNN-Konkurrenz. Der Erfolg war auch der Trump-Gefolgschaft geschuldet, da kam der Vorwurf der Wahlmanipulation gerade recht, um das Lager des (abgewählten) „Helden“ im Weißen Haus weiter zu befeuern und zu unterhalten.

Fox News gehört zum Murdoch-Medienkonzern, dazu gehören das „Wall Street Journal“, die „New York Post“, Websites und Buchverlage. Die Perle aber ist Fox, ein überaus einflussreicher Nachrichtensender, der konservative Meinungsmacher unter den US-Medien. Längst nicht außer Konkurrenz: Kleinere, doch deutlich aggressivere Kanäle wie Newsmax und One America Network gewannen im Umfeld der Präsidentschaftswahl deutlich an Zulauf - auch weil sie die Verschwörungstheorien von Powell und Giuliani noch lauter als Fox News propagierten.

Moderatoren, Geschäftsleitung und wohl auch Rupert Murdoch selbst fürchteten um Werbeeinnahmen und damit um die Bilanz des Konzern. Dafür nahmen sie in Kauf, Lügen zu propagieren. Die Lügen liegen nun unwidersprochen auf dem Gerichtstisch. Ein Schuldspruch kann für Fox News teuer werden. Marc Pitzke, US-Korrespondent des „Spiegel“ schreibt, Rupert Murdoch setze sein Lebenswerk aufs Spiel.

Eine Ruf- und Geschäftsschädigung, das kann passieren. Aber es sei daran erinnert, dass und wie der gerissene Unternehmer den unerhörten Abhörskandal bei seinem britischen Boulevardblatt „The Sun“ überstanden hat. Auch da war ein Untergang prognostiziert worden - der aber ausblieb.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false