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Herzstück des Kissinger Sommers: Der Max-Littmann-Saal

© hannah Becker

Wenn die Saale zur Spree wird: Der Kissinger Sommer stellt Berlin in den Mittelpunkt

Die Verbindungen zwischen Berlin und Bad Kissingen reichen weit zurück. Auch deshalb widmet sich das Festival Kissinger Sommer in diesem Jahr vor allem der deutschen Hauptstadt.

Otto von Bismarck, natürlich. Der Reichskanzler dürfte, neben Kaiserin Elisabeth („Sisi“), bis heute der prominenteste Kurgast in Bad Kissingen gewesen sein. Weil seine insgesamt 15 Aufenthalte hier handfeste Folgen hatten: Analysen der Gästelisten zeigen, dass noch bis in die 1930er Jahre rund ein Drittel aller Besucher, Bismarcks Vorbild folgend, aus dem Berliner Raum kamen, es verkehrte ein direkter D-Zug ab Anhalter Bahnhof. Naheliegend also für Alexander Steinbeis, den jungen Intendanten des Kissinger Sommers, das Musikfestival im zweiten Jahr seiner Intendanz unter das Motto „Ich hab noch einen Koffer in …“ zu stellen. Berlin bildet das Zentrum des diesjährigen Programms vom 21. Juni bis 21. Juli.

Als ehemaliger Orchesterdirektor des Deutschen Symphonie-Orchesters Berlin verfügt er selbstverständlich über beste Kontakte nicht nur in die hauptstädtische klassische Musikszene. Und so wird im kommenden Sommer die Saale zur Spree, wenn viele aus Berlin vertraute Namen ins unterfränkische Städtchen reisen – das übrigens mit zehn anderen traditionsreichen europäischen Kurstätten seit 2021 zum Unesco-Welterbe zählt.

Die Komische Oper kommt mit der Operette „Eine Frau, die weiß, was sie will“ nach Bad Kissingen

© Iko Freese

Steinbeis‘ früheres Ensemble, das DSO, kommt mit – nein, nicht seinem aktuellen Chef Robin Ticciati, sondern dessen Vorgänger Tugan Sokhiev und Bruckners 4. Symphonie. Dessen Siebte interpretiert das Rundfunk-Sinfonieorchester mit Vladimir Jurowski am Pult. Auch Konzerthausorchester, Rundfunkchor, Rias Kammerchor, Deutsche Oper und Komische Oper sind präsent, letztere zeigt Barrie Koskys Inszenierung von Oscar Strauß‘ Operette „Eine Frau, die weiß, was sie will“ mit Dagmar Manzel und Max Hopp.

Und da Bad Kissingen schließlich in Bayern liegt, ist natürlich auch die Landeshauptstadt vertreten, in Gestalt des BR-Sinfonieorchesters mit Simon Rattle am Pult und den Münchner Philharmonikern, die ein „lateinamerikanisches Feuerwerk“ abbrennen wollen. Die Bamberger Symphoniker, quasi das Hausorchester des Kissinger Sommers, haben Brahms Vierte und das Violinkonzert von Felix Mendelssohn Bartholdy im Gepäck (Solistin: Veronika Eberle).

Und das sind nur die großbesetzen Konzerte. Dazu kommen Kammermusik, Klavierabende mit Hélène Grimaud und Grigory Sokolov sowie die in Berlin sehr starke Kleinkunstszene, etwa Tim Fischer, Katherine Mehrling, Ades Zabel oder Diseuse Désirée Nick, die, so Steinbeis, „alle Diven dieser Welt in sich vereint“. Vor oder nach den Konzerten lässt sich natürlich wunderbar durch das sommerliche Kurviertel wandeln, durch ein Gesamtkunstwerk aus Architektur, Natur und Geschichte. Übrigens soll Otto von Bismarck, verspricht Steinbeis, in diesen vier Wochen immer wieder Thema sein – und das Wirken des „Blut-und-Eisen“-Kanzler dabei durchaus auch kritisch betrachtet werden.

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