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Elisabeth Leonskaja (l.) und Joanna Mallwitz amFreitagabend im Konzerthaus

© Julia Wesely

Wo die wilden Trolle tanzen: Die Hommage an Elisabeth Leonskaja ist eröffnet

Folklore, die zur Kunstmusik wird: Mit Stücken von Edvard Grieg, Zoltán Kodály und Antonín Dvořák startet im Konzerthaus die Hommage an die große Pianistin Elisabeth Leonskaja.

Eine kleine Ewigkeit ist sie schon dem Konzerthaus und seinem Orchester verbunden: Elisabeth Leonskaja hat schon mit dem Ensemble konzertiert, als es noch BSO hieß und Kurt Sanderling Chefdirigent war, und dessen Ära reichte von 1960 bis 1977. Sie ging auf viele Tourneen mit den Musikern, und so ist es denn auch folgerichtig, der immer wieder als „Grande Dame der Klaviermusik“ betitelten Georgierin, die seit 50 Jahren in Wien lebt, am Gendarmenmarkt eine Hommage zu widmen. „Sie hat so eine wahnsinnige Aura beim Spiel und ist doch im persönlichen Gespräch völlig herzlich und zugänglich“, schwärmt Intendant Sebastian Nordmann in einer kurzen Begrüßungsansprache zur Eröffnung.

Seine Worte werden gleich in den schumannhaften Eröffnungsakkorden von Griegs Klavierkonzert eingelöst: Ausdrucksstark und souverän beleuchtet Leonskaja den Solopart von allen Seiten, lässt den Klang gleichsam verwehen, prägt ihn im nächsten Augenblick wieder mit starkem Willen und Anschlag, eine Erda der Musik, weltweise, großartig.

Klanggespinst in der Mittellage

Dank kontinuierlichen Augenkontakts mit der anderen beeindruckenden Frau dieses Abends, Chefdirigentin Joana Mallwitz, reißt die Verbindung zum Orchester nie ab. Mit einem Klanggespinst in der Mittellage und in die Extreme der Tastatur ausgreifenden Einzeltönen liefert Leonskaja noch eine tolle Zugabe, Debussys Prélude „Feux d’artifice“.

Die neue Chefdirigentin hat für das Programm Stücke herausgesucht, in denen Folklore zur Kunstmusik wird, neben dem Norweger Grieg die „Tänze aus Galánta“ von Zoltán Kodály und Antonín Dvořáks symphonische Dichtung „Die Mittagshexe“, in der bedrohlich stampfende Rhythmen den Einbruch des Bösen in die Träume markieren, erlköniggleich stirbt am Ende ein Kind. Mallwitz am Pult ist zweifellos eine Erscheinung, gertenschlank, mit kontrollierter Gestik und Mimik bis ins letzte Fingergelenk. Sie überlässt keinen Takt dem Zufall, das kann schnell ins Oberlehrerinnenhafte abgleiten, tut es aber nicht: Die Musik fließt frei.

Auch im Finalstück, wieder von Kodály: eine Suite zum Singspiel „Háry János“. Die Geschichte dahinter ist unklar, es scheint um Napoleons Niederlage zu gehen, spielt also irgendwann um 1814. Aber was für Musik! Mitreißend, fetzig, schlagwerk- und blechdominiert, mit sechs (!) Trompeten, drei Posaunen, vier Hörnern, einem Saxophon und einer Zimbal, einem pannonischen Hackbrett, das leicht exotische, östliche Klangfarben injiziert. Der laut Satzbezeichnung „Einzug des kaiserlichen Hofes in Wien“ gleicht eher einer wilden Party. Das Konzerthaus steht Kopf vor Begeisterung.

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