zum Hauptinhalt
IFA in Berlin: Hier gibt es die schlauesten Waschmaschinen der Welt. Der Verbraucher ist noch skeptisch.

© dpa

Funkausstellung Ifa in Berlin: Im Netz der Waschmaschinen

Die Ifa zeigt, was Geräte können: Kühlschränke schaffen optimale Voraussetzungen für Lebensmittel, Waschmaschinen teilen Erkenntnisse mit dem Trockner. Das Internet erreicht die Alltagsgeräte – ihnen fehlt aber Entscheidendes.

Echo gehört zur Familie. Der interaktive Lautsprecher des Onlinehändlers Amazon spielt auf Zuruf Musik, schlägt Rezepte für Apfelkuchen nach und liest sie vor, bestellt das Taxi zum Flughafen und kümmert sich um den Wocheneinkauf. Echo kostet 180 Dollar. Doch welchen Preis zahlt die Familie tatsächlich für ihren Neuzugang? Echo hört immer mit. Fällt ein Signalwort, erwacht er zum Leben, verbindet sich mit dem Internet, sendet Daten und Gewohnheiten seiner Nutzer ins Netz, damit es die ihm übertragenen Aufgaben lösen kann.

Echo ist nicht der Anfang und schon gar nicht das Ende

Nur damit keine Missverständnisse aufkommen: Echo ist nicht der Anfang und schon gar nicht das Ende. Bis zu 50 Milliarden internettauglicher Alltagsgegenstände weltweit erwarten Marktforscher bis zum Ende dieses Jahrzehnts, zehnmal so viele wie heute. Die Spanne reicht von der Zahnbürste bis zum Auto. Die anteilig größte Rolle sollen Geräte spielen, die uns allen aus dem Haushalt bekannt sind. Auf der Internationalen Funkausstellung (Ifa) wimmelt es seit Jahren von smarten Geräten.

Kühlschränke schaffen optimale Voraussetzungen für jedes Lebensmittel, Waschmaschinen teilen ihre Erkenntnisse mit dem Trockner, Fernseher werden zu Multimediazentralen für die gesamte Wohnung, Saugroboter lassen sich von unterwegs per App programmieren.

Ein Leben ohne diese Geräte? Nicht mehr möglich!

Wie ein Mantra wiederholen die Marketingexperten der Hersteller, warum der Verbraucher ohne die Geräte nicht mehr leben kann. Oder wie sie ihm dabei helfen, länger zu leben. Armbänder und Uhren zeichnen Vitaldaten auf, messen den Puls, zählen die Schritte, berechnen die verbrauchten Kalorien – und leiten die Daten weiter.

Der Schutz dieser Daten vor unbefugtem Zugriff ist vor allem hierzulande Verbrauchern sehr wichtig. In Umfragen bemängeln sie regelmäßig den Umgang von Unternehmen mit Kundendaten. Massenhaft gestohlene Kreditkartendaten und gehackte E-Mail-Konten geben ihnen recht. Doch ebendiese skeptische Mehrheit ist es, die ihre Daten im Internet kaum schützt, Nachrichten unverschlüsselt verschickt, private Fotos oder persönliche Fitnesswerte für jeden sichtbar macht. Zu erklären ist dieses paradoxe Verhalten durch mehrere Faktoren. Zum einen sind die Nutzer sich inzwischen bewusst, dass vor allem US-Unternehmen wie Apple, Google, Facebook und andere den Vorstellungen von europäischem Datenschutz eher widerwillig folgen.

Wer am sozialen Leben teilhaben will, kann nicht auf Facebook verzichten

Zum anderen kommt kaum ein Internetnutzer an diesen Unternehmen vorbei. Apple und Google teilen sich den Markt der Betriebssysteme für mobile Geräte, und wer am sozialen Leben mit seinen Freunden teilhaben will, kann auf Plattformen wie Facebook oft gar nicht verzichten. Dieser Zwang zur Teilnahme, um teilzuhaben, besteht in den eigenen vier Wänden kaum. Der Wunsch nach Privatsphäre aber umso mehr. Ein gutes Produkt löst immer ein Problem, das der Kunde hat. Ein Smartphone als zentrales Kommunikationsmittel kaufen Verbraucher nicht wegen, sondern trotz Datenschutzbedenken. Funkende Kühlschränke hingegen sind im Alltag entbehrlich. Das sollten die Hersteller wissen. Das Echo auf ihre Geräte wird ansonsten kaum größer werden.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false