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Die drei von der Zankstelle. Oliver Welke (v.l.), Oliver Kahn und der zweite Moderator Jochen Breyer bilden das Team der Champions-League-Übertragungen im ZDF. Foto: ZDF

© dapd

Champions League im ZDF: Das kürzeste Magazin der Welt

Das ZDF startet ins Millionenspiel Fußball Champions League. Zur Einstimmung gibt es um 19 Uhr 25 eine zehnminütige Sendung. Nur in diesem Umfeld dürfen Werbespots geschaltet werden.

Von Oliver Kahn ist man ja einiges gewöhnt. Aber so wütend hat man den Ex-Nationaltorwart vor laufender Kamera selten gesehen wie am vergangenen Mittwoch nach der Niederlage Deutschlands gegen Argentinien. Da schimpfte der ZDF-Experte: „Der Bundestrainer muss sich mal Gedanken machen. Es ist ja alles schön und gut mit Spielphilosophie und Offensive, aber der Gegner hat zu viele Torchancen.“ Hört, hört, die deutschen Fußball-Experten zumindest sind gut drauf. Das hatte zuletzt auch ARD-Kollege Mehmet Scholl bewiesen, der bei der Fußball-EM Mario Gomez, mit dem deutlichen Verweis auf dessen mangelnde Beweglichkeit, hart anging. Lucien Favre, der Trainer von Borussia Mönchengladbach, wird am Dienstagabend also gewappnet sein, wenn er nach dem Champions-League-Qualifikationsspiel ins ZDF-Studio zur Analyse geht.

Dort erwarten ihn Oliver Kahn und Moderator Oliver Welke, erstmals unter dem Label der europäischen Vereinskönigsklasse. Mit der Play-off-Partie von Mönchengladbach gegen Dynamo Kiew und der ZDF-Übertragung beginnt eine neue Ära für Fußball im Fernsehen. In einem spektakulären Deal hatte der öffentlich-rechtliche Sender die private Konkurrenz bei der Rechtevergabe für die „Königsklasse“ im April 2011 ausgestochen. Das ZDF soll geschätzte 54 Millionen Euro pro Jahr für den Dreijahresvertrag mit der Europäischen Fußball Union (UEFA) zahlen.

Bei dem Preis passte der bisherige Champions-League-Sender Sat1, der diese Ausgaben alleine durch Werbung refinanzieren muss. Die Mainzer dürfen in jeder Saison 18 Spiele live zeigen, darunter fallen die Gladbacher Qualifikations-Begegnungen sowie das Supercup-Spiel am 31. August. „Wir haben unsere Schularbeiten gemacht“, sagt ZDF-Sportchef Dieter Gruschwitz. Eine gute Quote sei natürlich wichtig. „Wir sehen das Projekt aber vor allem unter dem Aspekt, dass der Sender damit auch jüngere Zielgruppen erreichen wird, die sich eher weniger dem ZDF widmen“. Die Werte bei Sat1 reichten in der vergangenen Saison von knapp drei Millionen Zuschauern bis fast 17 Millionen beim Finale zwischen Bayern München und dem FC Chelsea.

Viele neue Arbeitsplätze hat der von RTL als „Gebührenverschwendung“ kritisierte Coup allerdings nicht gebracht. Das ZDF vertraut seiner durch DFB-Pokal, Länderspiele und Großturniere eingespielten Moderatoren- und Reporter-Riege. „Wenn man so will, ist Oliver Welke der einzige Neue“, sagt Gruschwitz. Der 46 Jahre alte Welke, der für Sat1 und Kabel eins Europapokalspiele moderierte, wird Hauptmoderator. Als zweiter Moderator kommt Jochen Breyer zum Einsatz. Und Oliver Kahn ist wie bei Länderspielen als Experte dabei.

Das Trio stehe sowohl für Kompetenz und Seriosität als auch für Leichtigkeit und jugendliche Frische, so Gruschwitz. Das mit der Frische mag wohl angehen, dürfte für die Reporter Béla Réthy, Oliver Schmidt, Thomas Wark und Wolf-Dieter Poschmann aber nur bedingt zutreffen. Das Geld für den beliebten Kommentator Wolff Fuss hat sich das ZDF gespart.

Warum hat das ZDF eigentlich so viel Geld ausgegeben, wird sich der Fan fragen. Statt Kerner (Sat1) sieht er jetzt Welke. Lediglich ein anderer Knopf auf der Fernbedienung muss gedrückt werden. Regelspieltag ist für das ZDF – wie bisher bei Sat 1 – immer mittwochs um 20 Uhr 45 ein Spiel mit deutscher Beteiligung. Bei maximal vier Bundesligaklubs (Dortmund, Bayern, Schalke, Gladbach) kann das zu „kniffligen Situationen“ führen. Nach der Gruppen-Auslosung am 30. August will sich Gruschwitz mit Kollegen und Programmchefin Monika Thyen abstimmen.

Zur Einstimmung und zur Refinanzierung der teuren Rechtekosten bietet das ZDF vor den Spielen zwischen 19 Uhr 25 und 19 Uhr 35 ein „Champions-League-Magazin“ an. Nur im Umfeld dieser merkwürdig aussehenden, zehnminütigen „Magazin“-Sendung dürfen Werbespots geschaltet werden, ansonsten gilt für die Spiele selbst das Werbeverbot im öffentlich-rechtlichen Fernsehen nach 20 Uhr. Die Dienstag-Partien werden live ausschließlich von Sky gezeigt. Sollte in der K.-o.-Runde nur noch ein Bundesligist im Wettbewerb sein, wie in der vergangenen Saison Bayern München, darf das ZDF auch am Dienstag senden.

Ist kein deutscher Verein mehr im Rennen, besteht eine Sendeverpflichtung. „Die Globalisierung des Fußballs ist so weit fortgeschritten, da besitzen auch Champions-League-Spiele ohne deutsche Klubs ein hohe Attraktivität“, sagt der ZDF-Sportchef. Und Oliver Kahn könnte sich dann mal entspannt zurücklehnen.

UEFA Champions League Magazin, ZDF, 19 Uhr 25; ab 20 Uhr 25 Qualifikation, Play-off, Hinspiel: Borussia Mönchengladbach – Dynamo Kiew

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