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Erklärt Land und Leute. Auch die Südafrika-Expertin Motshegetsi Mabuse wird das ARD-Team für die Fußball-WM verstärken. Foto: dpa

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Große Gefühle: Fußball weckt Hoffnung bei den Öffentlich-Rechtlichen

ARD und ZDF hoffen bei der Fußball-Weltmeisterschaft in Südafrika auf ein zweites Sommermärchen. Günter Netzer und Gerhard Delling sind auf jeden Fall dabei.

Schon jetzt steht eine Finalpaarung für die Fußball-Weltmeisterschaft in Südafrika fest: Günter Netzer und Gerhard Delling werden am 10. Juli zum allerletzten Mal und nach vier WM-Turnieren das Expertenduo für das ARD-Publikum bilden. Diesem Höhepunkt angemessen wäre es, wenn Netzer/Delling auch das Endspiel moderieren würden – aber es bleibt bei der Partie um den dritten Platz, das Finale am 11. Juli wird das ZDF übertragen. „Beim Abschied gibt es nix Tränenreiches, das ist die pure Freude“, sagte Günter Netzer am Donnerstag, als die beiden öffentlich-rechtlichen Sender in Hamburg ihre Planungen für das WM-Turnier vorstellten. Delling, im wahren Leben mit Netzer bis zur Trauzeugenschaft herzlich verbunden, fuhr den kleinen Konter, dass nur er Günter Netzer zu „Höchstleistungen motivieren“ könne.

Expertentum soll das Turnier und seine Fernsehübertragungen prägen, gewiss – doch bereits bei der Pressekonferenz wurde ein Begriff zu Tode gebracht: Emotion. Kommentare, Reportagen, Vor-, Zwischen- und Nachberichterstattung, was immer die Sender zeigen werden, der Sound wird gefühlsbetont, begeistert sein. ARD-Programmdirektor Volker Herres erwartet nichts weniger als „ein Sommermärchen aus dem winterlichen Südafrika“. ARD und ZDF schicken zusammen 550 Mitarbeiter. 55 von 64 Spielen werden die beiden Fernsehanstalten übertragen, der Privatsender RTL neun. Das Pay-TV Sky zeigt alle Begegnungen live, nichts anderes leistet das ARD-Radio. Das Erste startet am 11. Juni mit dem Eröffnungsspiel Südafrika gegen Mexiko, zwei Tage später geht das ZDF mit dem ersten Auftritt der deutschen Nationalmannschaft (gegen Australien) ins Turnier. Für die Gruppenphase sind die Rechte verteilt, danach müssen sich die Sender neu verständigen, wer welche Partie überträgt. Bis zu 30 Millionen Zuschauer und 80 Prozent Marktanteil pro Begegnung erhoffen und erwarten die beiden Sender, die unisono in HD-Technik übertragen.

Überhaupt wird diese WM stärker als das Turnier 2006 in Deutschland von einer Kooperation zwischen ARD und ZDF geprägt sein. Viel war von „Liebe“ und „Umarmungen“ die Rede. Um Kosten zu sparen, werden sich die Mitarbeiter von Fernsehen, Hörfunk und Online ihr Hauptquartier gemeinsam im internationalen Sendezentrum (IBC) in Johannesburg einrichten. Kameras, Leitungen und Studios werden in gleicher Weise genutzt, in Johannesburg wie auch an anderen Austragungsorten des Turniers. Das hat Kosten-, zugleich Sicherheitsgründe. Die Sender haben eigene Security-Crews engagiert. Anders als bei der EM 2008, als das ZDF beispielsweise die Seebühne in Bregenz zum Zentrum seiner Liveberichterstattung ausgewählt hatte, wird bei der Weltmeisterschaft in Südafrika aus den Stadien gesendet, die der Fußball-Weltverband Fifa zu Hochsicherheitstrakten aufrüsten lässt.

ARD und ZDF werden im Vorfeld, von Mai an, in ihren Programmen auf das Turnier einstimmen. ZDF-Chefredakteur Peter Frey sagte, im Zweiten würden das Land und der Kontinent als „Orte des Aufbruchs, der Jugend und der Natur“ vorgestellt. Zur sportlichen Herausforderung komme damit auch die journalistische. Das Land-und-Leute-Konzept wurde auch von ARD-Programmdirektor Herres intoniert. Der Blick solle bei aller Freude am Spiel realistisch sein, die Konflikte und Brüche nicht aussparen. Gut, da wurden und werden Journalisten und Korrespondenten ausgeschickt, aber eben auch die Moderatorin und ehemalige südafrikanische Schönheitskönigin Jo-Ann Strauss für das ZDF sowie die frühere Schwimmerin Franziska van Almsick und Südafrika-Expertin Motshegetsi Mabuse für die ARD. Thomas Gottschalk wird das Eröffnungskonzert am 10. Juni präsentieren.

Wer nicht Fußballfan ist, der wird es in den vier Wochen des WM-Turniers schwer haben. ARD und ZDF sorgen an den Spieltagen für eine Rundum-Berichterstattung. Das beginnt in den Morgensendungen. Im „WM-Café“ des ZDF-Hauptstadtstudios wird Ex-Torwart Toni Schumacher sitzen, das endet spät am Abend, wenn Waldemar Hartmann für das Erste zum Fachsimpeln in „Waldis WM-Club“ im Münchner Seehaus einlädt. Die Teams für die Übertragungen sind im Ersten wie im Zweiten gesetzt. Netzer und Delling kümmern sich um die Abendspiele, Reinhold Beckmann und Mehmet Scholl (der Netzer als ARD-Experte nachfolgen wird) um die Partien am Nachmittag. Reporter sind Tom Bartels, Gerd Gottlob und Steffen Simon. Ein Muss für Aficionados des Spiels: Vom 5. bis 10. Juni erweckt das Erste in sechs langen Fußballnächten und fast 20 Stunden Programm je ein Jahrzehnt deutscher Länderspielgeschichte und die dazugehörigen WM-Höhepunkte neu zum Leben.

Beim ZDF präsentieren Katrin Müller-Hohenstein und Oliver Kahn das „Match of the day“. Michael Steinbrecher fühlt der deutschen Mannschaft auf den Zahn, Stadion-Reporter sind Béla Réthy, der auch das Finale kommentiert, Thomas Wark, Wolf-Dieter Poschmann und Oliver Schmidt. Als „innovatives Programmelement“ kündigte das Zweite den „ZDF-Fanexperten“ an. Interessierte können sich unter www.sport.zdf.de oder www.fanorakal.de anmelden.

Bei aller Euphorie – bei der Frage, wie weit die Elf von Joachim Löw kommen wird, da war die Stimmung plötzlich gedämpft. Oliver Kahn sagte, das deutsche Team werde ein starkes Turnier spielen. Und er war sich ganz sicher, dass sein früherer Klub, der FC Bayern München, das Triple gewinnen werde – Meisterschaft, Pokal und Champions League. Ein Experte eben.

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