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Theo Waigel (CSU), ehemaliger Bundesfinanzminister, bei "Günther Jauch"

© dpa/Paul Zinken

Günther Jauch zu Griechenland: Der "Vater des Euro" versteht die Griechen nicht

Bei "Günther Jauch" wurde auch Ex-Finanzminister Theo Waigel zu Griechenlands Krise befragt. Es wurde eine ganz ordentliche Sendung. Aber ein befreiter Moderator allein hätte es auch getan.

Verhandlungspoker. Krisengipfel. Sondergipfel. Staatspleite. Euro-Aus. Grexit. Knapp 24 Stunden vor der letzten Sitzung, der wirklich letzten, allerletzten, aller-aller-aller-letzten, finalen Sitzung. Die Wortmunition - scharf. Ohne Rücksicht auf Verluste wird geschossen. Die Binsenweisheit von Angela Merkel - „Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg“ - der Beginn mündlicher Abrüstung. Ihr Wille-Weg-Satz, eigentlich auch ein gutes Motto für Günther Jauchs aktuelles Verbale-Hilfe-Gespräch: „Countdown zum Staatsbankrott - Scheitert die Griechenland-Rettung?“ am Sonntagabend.

Der Wille, einen Talk zu veranstalten, der zum Titel passt, Jauch hat den Willen gehabt. Auch wenn die Sendung mit einem No-Go beginnt. Rückblende. Die Kabbelei zwischen Martin Schulz und Wolfgang Bosbach, passiert bei Jauch vor einer Woche, wird noch mal ausführlich vorgeführt. Der tiefere Sinn? Lauter Streit vor der Kamera erhöht die Quoten.

Immerhin, dann geht’s zur Sache. Jauch ermahnt seine Gäste immer wieder, keine Schlachten der Vergangenheit auszukämpfen. Keine innenpolitischen Kämpfe. Keine Kämpfe um unterschiedliche Deutungshohheiten für begangene Fehler. Der Moderator, gut gewappnet und vorbereitet.

Keine gute Mischung

Der Gästemix, schlecht ausgewählt, vorhersehbar, ohne Mut. Ein aktueller Politiker, Theodoros Paraskevopoulos, Gründungsmitglied von „Syriza“ und Berater der griechischen Regierung. Eine deutsche Oppositionspolitikerin, Sahra Wagenknecht. Ein ehemaliger deutscher Finanzminister, Theo Waigel. Und der Wirtschaftjournalist Rainer Hank.

Die Gäste spulen ihr erprobtes Repertoire ab. Talkshow-Grundrauschen. Waigel ist und will solidarisch sein. Aber nicht ohne Gegenleistungen. Spanien, Italien und Irland sind auf einem guten Weg. Griechenland war auf einem guten Weg, aber mit der neuen Regierung geht alles den Bach runter. Den Griechen wurde geholfen. Griechenland muss liefern. Verträge müssen eingehalten werden. Alles nicht falsch, aber leider nichts neu.

Wagenknecht sieht nur Schuldige: Deutschland, Europa, die Banken, die Europäische Zentralbank, die Europäische Kommission, der Internationale Währungsfond. Und natürlich die ehemaligen, griechischen Regierungsparteien. Böse Gesinnungsverwandte der bösen, deutschen Konservativen. Da kann ja nichts Gutes rauskommen. Ein reizvoller, neuer Begründungsmythos - Griechenland konnte sich nur in den Euro schwindeln, weil die deutsche Rüstungsindustrie das so wollte.

Manchmal ist der Abstand zwischen interessant und infantil gerade mal so breit wie ein Haar. Immerhin kann Wagenknecht auch nicht verstehen, warum „Syriza“ bis jetzt griechische Oligarchen und Superreiche steuerlich nicht in die Verantwortung genommen hat.

Verschwörung allerorten

Paraskevopoulos kramt mit Vorliebe in der großen Kiste großer Verschwörungstheorien. Dass die Griechen Milliarden von den Banken abheben - Propaganda. Dass es keine richtig funktionierende Steuerbehörde gibt - Schuld der Troika. Dass griechische Steuersünder mit Schwarzgeld in der Schweiz nicht auffliegen – die Schweiz hat's gemeldet, aber nennt nicht alle Namen. Dass Sigmar Gabriel die Geduld verliert – die innenpolitischen Probleme der SPD sind schuld. Paraskevopoulos kennt und nennt die wirklich wahren Schuldigen: Deutschland, Europa …

Der Eindruck: vieles hat man schon so oder so ähnlich gehört. Trotzdem, insgesamt ist die Sendung nicht die schlechteste. Seit klar ist, das Jauchs Gastspiel bei der ARD endlich ist, wirkt der Moderator wie ein „Freigänger“. Die gefühlte oder tatsächliche Herrschaft der „Gremien voller Gremlins“  - ein Auslaufmodell mit beschränkter Wirksamkeit. Jauch als Moderator jetzt so, wie er eigentlich sein sollte. Selbstbewusst. Interessiert. Wenn Jauch nur mit sich selbst getalkt hätte, hätte es eine wirklich gute Sendung werden können.

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