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Tief im Südwesten, der Mauerstreifen an der DDR-Exklave Klein-Glienicke umschlossen von West-Berliner Gebiet: An der engsten Stelle betrug der Abstand von Mauer zu Mauer gerade einmal 15 Meter.

© RBB

Hinter der Mauer: „Blinddarm der DDR“ in RBB-Doku

Der RBB stellt in seiner Reihe "Geheimnisvolle Orte" das Dorf Klein-Glienicke vor, das während der Teilung komplett von der Mauer umgeben war.

Die Szenen sehen aus wie Tausende andere Schwarz-Weiß-Erinnerungen auf Acht-Millimeter-Film. Eine Familie feiert im Sommer ein Fest, ein anderes Mal hält ein Junge voller Stolz die eingesammelten Ostereier in die Kamera. Doch ein Detail unterscheidet diese Aufnahmen von den vielen anderen: Nirgends sonst in der ehemaligen DDR lebten die Menschen so nah an der Mauer wie in Klein-Glienicke, dort, ganz im Süden von Berlin. So wie der West-Berliner Ortsteil Steinstücken als Enklave in die DDR hereinragte, befand sich das kleine Dorf Klein-Glienicke unweit der Glienicker Brücke umgeben von West-Berliner Territorium. Nur mit Passierschein konnten die Bewohner des Ortes mit seinen Schweizer Häusern aus dem 19. Jahrhundert die „Sondersicherheitszone“ über eine Brücke über den Teltow-Kanal erreichen. Weil die Mauer an der engsten Stelle gerade einmal im Abstand von 15 Metern stand, wurde Klein-Glienicke auch scherzhaft „Blinddarm der DDR“ genannt. Doch zum Scherzen war den Menschen, die dort abgekapselt lebten, nur selten zumute, wie der Film „Klein Glienicke – Hinter der Mauer“ aus der RBB-Reihe „Geheimnisvolle Orte“ am Dienstag zeigt.

Autor Jens Arndt hat sich auf der Suche nach Original-Material tief in die Archive begeben. Private Filmerinnerungen in Schwarz-Weiß und später in Farbe runden den Blick in die Geschichte ab. Es ist erstaunlich, wie gut das Leben an diesem geheimnisvollen Ort dokumentiert ist, obwohl es unter Strafe stand, dort Foto- und Filmaufnahmen anzufertigen.

Arndt hat zudem mit vielen Zeitzeugen gesprochen. Mit Menschen, die erfolglos versuchten, zu flüchten. Anderen ist die Flucht von Klein-Glienicke aus geglückt und für viele kam dieser Schritt nie in- frage. Nach der Wende wollten viele Besucher nicht glauben, dass dort zu Mauerzeiten nicht nur linientreue Genossen lebten. Kurt Sagatz

„Geheimnisvolle Orte: Klein-Glienicke – Hinter der Mauer“, RBB, Dienstag, 20 Uhr 15

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