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Nach dem GAU: Fukushima statt Tschernobyl

Für die „Lindenstraße“ ist es ein einmaliger Vorgang. Wegen der Katastrophe in Japan wird eine Szene über Atompolitik komplett neu gedreht.

Das hat es in der 25-jährigen Geschichte der „Lindenstraße“ noch nie gegeben: Erstmal wird eine Szene der ARD-Serie wegen aktueller Ereignisse komplett neu gedreht. Grund ist die Katastrophe in Japan.

Ursprünglich war geplant, in der Folge am kommenden Sonntag das Reaktorunglück von Tschernobyl vor 25 Jahren zu thematisieren. Bereits vor eineinhalb Jahren hatten die Drehbuchschreiber die Szene entworfen, vor drei Monaten ist sie gedreht worden. „Aber das können wir so jetzt natürlich nicht mehr senden, wir sind von den aktuellen Ereignissen überholt worden“, sagte Wolfram Lotze, Sprecher der „Lindenstraße“.

Deshalb kommen Tanja Schildknecht (Sybille Waury), Carsten Flöter (Georg Uecker), Ludwig Dressler (Ludwig Haas), Georg „Käthe“ Eschweiler (Claus Vinçon ) und Peter „Lotti“ Lottmann (Gunnar Solka) noch einmal zum gemeinsamen Abendessen vor der Kamera zusammen. Statt über Tschernobyl diskutieren sie am Sonntag (18 Uhr 50, ARD) nun über Fukushima und Atompolitik in Deutschland.

Zwar wird fast jede Woche ein kleiner Teil der Serie für die nächste Folge kurzfristig gedreht, um auf ein aktuelles Thema wie beispielsweise die Ergebnisse der Landtagswahl in Baden-Württemberg Bezug nehmen zu können. Doch müssen dafür meistens nur ein oder zwei Schauspieler ein paar Sätze nachdrehen.

Ein kompletter Szenen-Nachdreh aber ist deutlich aufwendiger: alle Darsteller müssen verfügbar sein, ihre Kostüme, das Licht und die Kulisse mit der ursprünglich gedrehten Szene übereinstimmen, um Anschlussfehler zu vermeiden.

Doch der Nachdreh ist nicht die einzige Änderung, die die „Lindenstraße“ wegen Japan vornimmt. So wird auch die Folge am 17. April umbenannt. „Super-Gau“ sollte sie heißen. Aber einen solchen Titel zu wählen, weil sich zwei Menschen in der Serie streiten, während in Japan tatsächlich ein Super-Gau passiert, wäre „geschmacklos“, sagte Lotze. Nun wird die Folge in „Ein Ende mit Schrecken“ umbenannt.

Auch das ZDF hat eine Traditionssendung geändert: Die Dreharbeiten für die „Traumschiff“-Episode, die am 1. Januar 2012 im ZDF laufen soll, finden nicht wie geplant in Japan, sondern auf Bali statt. Der Privatsender ProSieben nimmt ebenfalls Rücksicht auf die Ereignisse und zeigt derzeit keine „Simpsons“-Folgen, in denen das Atomkraftwerk eine größere Rolle spielt. Sonja Pohlmann

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