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Qualitätsinhalt. Hans-Joachim Kulenkampff in der ARD-Show „EWG“. Foto: dpa

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Video on Demand: Kuli auf Abruf

"Germany's Gold". ARD und ZDF planen ein kommerzielles Online-Portal – sehr zum Ärger der Privatsender. Vielleicht sinken dann die Gebühren.

Die Empörung lässt nicht lange auf sich warten: Jürgen Doetz, Präsident des Privatsender-Verbandes VPRT, hat öffentlich-rechtliche Planungen bezüglich einer eigenen Online-Videothek kritisiert. „Anstatt sich verstärkt dem Programmauftrag zu widmen, setzt das ZDF mit der Ankündigung, jetzt auch den großen Goldschatz online heben zu wollen, seine unrühmliche Serie der letzten Wochen nahtlos fort: Erwerb teurer Sportrechte, Parallelausstrahlungen mit der ARD oder die Aushebelung von Sponsoring- und Online-Werbeverboten.“ Grund für Doetz’ Zorn: Unter dem Arbeitstitel „Germany's Gold“ wollen ARD/ZDF eine Videothek anlegen, in der die Nutzer gegen Gebühr oder begleitet von Werbung „Qualitätsinhalte aus 60 Jahren deutscher Fernsehgeschichte“ abrufen können. Das hatte ZDF-Intendant Markus Schächter Ende der vergangenen Woche angekündigt. Um das Projekt sollen sich die kommerziellen Töchter von ARD und ZDF wie ZDF Enterprises und WDR Mediagroup kümmern, da nur diese Unternehmen gemäß des Rundfunkstaatsvertrages privatwirtschaftliche Aktivitäten betreiben dürfen.

Zurzeit hat es den Anschein, als ob jede Woche ein Video-on-Demand-Portal (VoD) aus dem Boden wächst, wie zuletzt das „deutsche Hulu“, ein von RTL und ProSiebenSat1 geplantes, offenes VoD-Projekt, dem das Kartellamt bislang Einhalt gebietet. Ganz neu ist Schächters’ Idee nicht, darauf wies am Montag ein ZDF-Sprecher hin. „Das Projekt an sich wurde bereits im September letzten Jahres angekündigt.“ Nun fällt es in eine Zeit großer öffentlicher Erregung hinsichtlich der Frage, was Aufträge und Ausgaben von ARD und ZDF betrifft. Es dürfe bei einem solchen Projekt kein Cent aus dem Gebührentopf „missbraucht“ werden, sagte Doetz und verwies auf die rechtliche Situation. „Kommerzielle Tätigkeiten bei ARD und ZDF unterliegen strikten Auflagen zu absoluter Transparenz, können nicht durch die Hintertür Grenzen des Auftrags verschieben.“ Ob dieses Projekt eine kartellrechtliche Relevanz habe, könne derzeit noch nicht beurteilt werden, sagte dazu ein Sprecher des Bundeskartellamts am Montag.

Noch sei unklar, ob überhaupt und wann ein entsprechendes Video-on-Demand-Portal an den Start geht, sagte ein ZDF-Sprecher. „Die vorbereitenden Gespräche sind nicht abgeschlossen, befinden sich aber auf gutem Weg.“

Vielleicht ist das alles aber auch gar nicht so schlimm, so bedenklich für Zuschauer und Gebührenzahler. „Startet das Projekt“, so Doetz, „und die vermeintlichen ,Goldquellen’ sprudeln nur so, müsste es dem ZDF ein Leichtes sein, auf Werbung zu verzichten und die Gebühren zu senken.“ Markus Ehrenberg

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