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Unfreiwillig komisch: 2011 stellte sich Bundeskanzlerin Merkel erstmals den Fragen von Youtube-Nutzern.

© dpa

ZDF-Reportage über 10 Jahre Youtube: Katzen und Kommerz

Zehn Jahre nach dem Start 2005 ist von der Unbeschwertheit der Anfangszeit bei Youtube nicht mehr viel zu spüren, heißt es in einer Reportage des ZDF. Das klassische TV hat mit der Konkurrenz aus dem Internet aber ebenfalls zu kämpfen.

Die Zahlen sind beeindruckend: eine Milliarde Menschen nutzen die Internetplattform Youtube. Jede Minute werden dreihundert Stunden neues Videomaterial hochgeladen. In den zehn Jahren seit der Gründung des Unternehmens wurde Youtube zum Synonym für Webvideos. Genug Gründe also, dass sich das ZDF in einer großen Reportage mit der Entwicklung von Youtube von der Homevideo-Plattform zum Multi-Milliarden-Dollar-Unternehmen beschäftigt. Der insgesamt anderthalb Stunden lange Zweiteiler von Tim Klimeš wird an diesem Mittwoch zunächst auf ZDF Info ausgestrahlt, bevor er am nächsten Mittwoch zu vorgerückter Stunde im ZDF gezeigt wird.

Die Unbeschwertheit der Anfangsjahre währte nur kurz, wie Klimeš in seinem äußerst ausführlichen Bericht darlegt. Die „Videorevolution zwischen Katzen und Kinderstars“ – so der Untertitel der Sendung – endete bereits ein Jahr nach der Gründung abrupt, als sich Google Youtube für umgerechnet 1,3 Milliarden Euro einverleibte. Seither ist Youtube vor allem durch zwei Entwicklungen geprägt: den Trend zur Professionalisierung und zur Kommerzialisierung. Youtube investiert viel Geld in Einrichtungen wie den zuletzt in Berlin eröffneten Creator Space, in dem die Kreativen unter professionellen Bedingungen Clips produzieren können. Dagegen ist wenig zu sagen, außer dass damit Youtube kaum anders agiert als klassisches TV. Anders verhält es sich mit den Auswirkungen der Kommerzialisierung. Über eine Million Youtuber erhalten über das Partnerprogramm ihren Anteil an den Werbeeinnahmen des Unternehmens. Doch das reicht für die meisten Youtuber nicht aus, um davon ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Sie sind zusätzlich auf Zuwendungen durch Product Placement angewiesen.

Nicht nur Hersteller von Lippenstiften und Süßgetränken umwerben die jungen Kreativen, die Politik hat die Bedeutung des Mediums ebenfalls erkannt. In Barack Obamas Wahlkampf für die Wiederwahl zum US-Präsidenten spielte Youtube eine bedeutende Rolle. In Deutschland hat gerade erst Bundeskanzlerin Angela Merkel im Interview mit LeFloid die Fragen der Youtube-Nutzer beantwortet.

Wie wirkt sich die Popularität von Youtube bei Jugendlichen aufs klassische TV aus? Diese Frage wird ausgespart

Ganz kann das klassische Fernsehen jedoch offenbar nicht über seinen Schatten springen, wenn es zum Webvideo-Anbieter Youtube hinüberschaut. Zwar geht die Reportage auf die Umwälzungen ein, wenn Augenzeugen ohne zwischengeschaltete Reporter oder Korrespondenten aus Syrien oder der Ukraine berichten. Und auch die Schwierigkeiten von Nachrichtensendungen bei der Bewertung dieses Materials werden angesprochen. Doch die übergeordnete Frage, wie sich die Popularität des jungen Mediums Youtube auf das klassische Fernsehen insgesamt auswirkt, bleibt weitgehend ausgeblendet. Obwohl von ARD und ZDF gerade daran arbeiten, im Internet einen Jugendkanal aufzubauen, um den Bedeutungsverlust in der jungen Zielgruppe zumindest verlangsamen zu können. Dabei lässt Klimeš keinen Zweifel an der Bedeutung von Youtube für die jungen Nutzer aufkommen, wenn er zum Beispiel von den letzten Youtube Video Days in Berlin berichtet, wo tausende Youtube-Nutzer darauf warten, ein Autogramm und ein Selfie mit ihren Stars zu ergattern.

Lässt man diesen blinden Fleck außer Acht, kommt die Reportage vor allem im zweiten Teil zu einigen bemerkenswerten Schlüssen. Noch ist Youtube der klare Marktführer. Die vergleichbaren anderen Plattformen kommen nicht einmal zusammengerechnet an die Bedeutung der Google-Tochter heran. Doch längst arbeiten Anbieter aus anderen Bereichen daran, Youtube das Wasser abzugraben. In den Timelines von Facebook nehmen Videos einen immer stärkeren Raum ein. Die von den Mitgliedern eingestellten oder verlinkten Videos müssen nicht einmal gesucht und angeklickt werden, sondern werden automatisch abgespielt. Eine neue Konkurrenz erwächst Youtube zudem durch Musikstreaming-Anbieter wie Spotify. Die Schweden haben unlängst Verträge mit zwei der größten Multi-Channel-Netzwerke geschlossen, die sich damit ein zweites Standbein sichern. Und Kreative wie die Macher von Y-Titty wollen längst nicht mehr als Youtuber bezeichnet werden. Schließlich weiß im Internet niemand, was der nächste große Trend sein wird.

Die Youtube-Story: Videorevolution zwischen Katzen und Kinderstars. zwei Teile. ZDF Info, Mittwoch um 20 U hr, und im ZDF am nächsten Mittwoch ab 24 Uhr

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