zum Hauptinhalt

PORTRÄT WOLFGANG MAYRHUBER LUFTHANSA-CHEF:: „Berlin lebt doch nachts“

Wahrscheinlich liebt dieser Österreicher Berlin wirklich und tut nicht nur so. Wenn man den Lufthansa- Chef in der Hauptstadt über die Hauptstadt und ihre wechselvolle Geschichte sprechen hört, mag man nicht glauben, dass er nur schlicht weiß, wie er seine lokalpatriotischen Zuhörer um den Finger wickeln muss.

Wahrscheinlich liebt dieser Österreicher Berlin wirklich und tut nicht nur so. Wenn man den Lufthansa- Chef in der Hauptstadt über die Hauptstadt und ihre wechselvolle Geschichte sprechen hört, mag man nicht glauben, dass er nur schlicht weiß, wie er seine lokalpatriotischen Zuhörer um den Finger wickeln muss. Er meint es wohl wirklich so. Und aus dieser Liebe heraus kann der 62-Jährige seinen Bewohnern und Freunden auch unbequeme Wahrheiten verkaufen.

Am Dienstag sprach Mayrhuber vor rund 200 Gästen der IHK Berlin. Erst wickelte er sie ein, parlierte über Fußball, es wurde gelacht. Dann sprach er über die Gebrüder Wright und die Berliner Ursprünge der Lufthansa in den 20er Jahren. Mayrhuber, der Charmeur, holte also ganz weit aus, um den Berlinern dann zu sagen, wie er es wirklich sieht, wie es ist: Berlin habe einfach nicht „das Quellaufkommen“, um in der ersten Liga der internationalen Luftfahrt mitzuspielen.

Auch mit Eröffnung des neuen Flughafens werde sich das im Prinzip nicht ändern. Berlin bleibt für seine Airline und wohl auch insgesamt die Nummer drei nach Frankfurt am Main und München. Was Berlin tun kann, damit die Stadt mit dem BBI ihre Position zumindest festigen kann, verriet er auch: Dafür sorgen, dass der neue Flughafen in Schönefeld vernünftig angebunden wird. Zudem solle die Politik sicherstellen, dass es keine strengen Nachtflugverbote gibt. „Berlin lebt doch nachts, warum sollte man den Flughafen dann nachts zumachen?“ Den Satz kann man auch als Botschaft an jene im Senat verstehen, die Berlin auch gerne als Party-Metropole verkaufen wollen, bei den Lärmschutzverordnungen aber provinziell agieren.

Als Freund der Stadt darf Mayrhuber das sagen. Und ein Fan der Stadt ist er. Der gebürtige Oberösterreicher leitet die Airline seit 2003 – und es ist auch ihm zu verdanken, dass die Lufthansa in der Hauptstadtregion wieder rund 3500 Menschen beschäftigt und dass in diesem Jahr der Weltkongress der internationalen Luftfahrtagentur IATA in Berlin stattfindet. Auch der Neujahrsempfang der Lufthansa fand vor zwei Tagen natürlich nicht am Konzernsitz in Frankfurt statt, sondern mitten in Berlin. Mayrhuber weiß um die kulturelle und politische Bedeutung der Stadt. Er kann aber auch rechnen: Wenn er im Laufe des Jahres seinen Chefposten abgibt, kann Berlin nur hoffen, dass ihm ein charmanter Berlin-Freund folgt. Kevin P. Hoffmann

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false