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Christian Wulff und die Justiz: Hängen geblieben

Die Berliner Staatsanwaltschaft legt den Fall Christian Wulff zu den Akten. Ist hier einer zu Unrecht aus dem Amt gejagt worden?

Die Affäre Wulff hat noch keine Ende. Doch immerhin, die Berliner Staatsanwaltschaft scheint den gestürzten Präsidenten nach langen Prüfungswochen von strafrechtlichen Vorwürfen freizusprechen. Überraschen kann das keinen, die hiesigen Staatsanwälte waren mit Kleckerkram befasst – den Klamotten der Gattin, den Günstlingskonditionen für ein paar klimatisierte Stunden im Audi-SUV. Die Ermittler in Hannover dagegen fassen Wulff härter an, es geht um mehr; sie hatten Wulff von seinem brüchig gewordenen Sockel gestoßen, nun stehen sie in der Pflicht zu belegen, dass ihr Vorgehen Gründe hatte. Möglich ist aber auch dort, dass Wulffs Verfahren schließlich eingestellt wird. Er hatte immer beteuert, strafrechtlich sauber zu sein. Das mag stimmen, und wahr ist ebenfalls, dass sich mit Wulff alles andere als ein Großkrimineller im Visier der Justiz befindet. Doch hatte sich von ihm zuletzt ein Bild ergeben, dass ihn auch jenseits von Rechtsbrüchen verdächtig machte. So wurde er kein Opfer überzogener Maßstäbe, sondern seines nachlässigen, kleinglamourösen, Amt und Privates verquickenden Lebens- und Politikstils. Es bleibt eben immer etwas hängen, heißt es, und in seinem Fall muss man wohl leider sagen: zu Recht.

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