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Robert-Enke-Straße: Eine gut gemeinte Idee

Robert Enke war ein guter Torwart und hat mit seinem Suizid Depressionen zum Thema gemacht. Aber reicht das, um künftig eine Straße nach ihm zu benennen?

Jetzt bekommt Robert Enke seine Straße. Die Stadt Hannover wird eine Stichstraße zum Stadion von Hannover 96 umbenennen, anlässlich des ersten Todestages des früheren Torhüters des Fußball-Bundesligisten offenbarte Oberbürgermeister Stephan Weil das Vorhaben. Weichen muss für Enke ein Vorgänger von Weil: Arthur Menge. Der war Oberbürgermeister der Stadt (1925 bis 1937), Widerstandskämpfer in Nazi-Deutschland und musste für seine Überzeugung ins Gefängnis. Aus dem Arthur-Menge-Ufer wird nun die Robert-Enke-Straße.

Enke war ein guter Torwart und hat mit seinem Suizid Depressionen zum Thema gemacht. Reicht das, um künftig eine Straße nach ihm zu benennen? Vielleicht. Aber der Verdacht liegt nahe, dass es die – verständliche – kollektive Trauer im Umfeld des Vereins ist, die in die Idee mündete, Enke ganz schnell für Menge einzuwechseln. Doch sie zeugt möglicherweise auch vom Bedeutungsverlust des Leistungsbegriffs in unserer Gesellschaft. Anderswo ist eine Pietätsfrist von fünf Jahren vorgeschrieben, bevor Namen verstorbener Persönlichkeiten die Straßenschilder zieren dürfen. Der Stadtrat von Hannover sollte sich noch ein wenig Zeit nehmen mit der Entscheidung, ob dem toten Torwart so eine Ehre wirklich zusteht.

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