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PORTRÄT KLAUS HUBERT GÖRG INSOLVENZVERWALTER:: "Eine Insolvenz ist heutzutage keine Pleite"

Er war Insolvenzverwalter bei Holzmann und Merckle, er war Berater von Leo Kirch. Jetzt soll Klaus Hubert Görg Karstadt retten.

Er ist einer der gefragtesten Männer des Landes. In seiner Kölner Kanzlei steht das Telefon nicht mehr still, seine Mitarbeiter wimmeln Besucher ab, seit Arcandor am Dienstag die Reißleine gezogen und für das Kernhaus und drei der Töchterfirmen – Karstadt, Quelle und Primondo – die offenbar unvermeidbare Insolvenz beantragt hat.

Doch während seine Kanzlei von Journalisten belagert wird, wälzt Klaus Hubert Görg staubige Akten, sichtet Liefer- und Mietverträge, spricht mit Banken. „Mit der nötigen Ruhe und Gewissenhaftigkeit“, heißt es aus seinem Büro, arbeite sich der Chef in den Fall ein, der als das größte Insolvenzverfahren in der Geschichte des Landes gilt.

Die traditionsreiche Kaufhauskette Karstadt könnte zerschlagen werden, 128 Jahre nach ihrer Gründung. Rund 43 000 Beschäftigte bangen um ihre Arbeitsplätze, am Dienstag flossen bei bundesweiten Mahnwachen vor Karstadt-Häusern wieder Tränen. Der vierfache Familienvater Görg soll Arcandor nun unter dem Schutz des Insolvenzrechts sanieren – und dabei möglichst viele Stellen erhalten.

„Ich bin sicher, dass es uns gelingen wird, für Arcandor und die Mitarbeiter auch in dieser schwierigen Situation vielversprechende Perspektiven für eine Sanierung zu eröffnen“, sagt Görg. Eine Insolvenz sei heutzutage keine Pleite.

Görg könne sich solche Worte leisten, er gehöre zu den besten unter den 1900 Insolvenzverwaltern des Landes, sagen Kollegen. Eine Berliner Branchengröße ist sich sicher: „Den Job könnten bundesweit keine 20 Leute so gut machen wie er.“

Görg hat Erfahrungen mit ganz großen Pleiten: Der promovierte Jurist beriet Medienmogul Leo Kirch, gestaltete die Sanierung des Motorenherstellers Deutz. Auch beim Baukonzern Holzmann stand er Gewehr bei Fuß. Der frühere Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) hatte das angeschlagene Unternehmen 1999 vorerst mit einer Bürgschaft gerettet. Zuletzt wurde Görg als Treuhänder für die Merckle-Gruppe geholt.

Der „Kölner Stadtanzeiger“ nannte Görg einmal eine „Lichtgestalt“. Er hat sich für einen Insolvenzverwalter viel Sympathie erarbeitet: Als etwa Mitte der 80er Jahre der Kölner Immobilienspekulant Günter Kaußen pleiteging, setzte sich Görg schnell an das unübersichtliche Firmengeflecht des umstrittenen Immobilienhändlers – auf Kaußen wurde sogar ein Anschlag verübt – und rettete damit zahlreiche Handwerker vor der Insolvenz.Hannes Heine

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