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Der Flughafen BER bleibt eine Baustelle - die immer und immer teurer wird.

© dpa

Fast 6 Milliarden für Flughafen: Das halbherzige Dementi zu möglichen Mehrkosten am BER

Womöglich wird der neue Flughafen noch eine weitere Milliarde Euro teurer. Aber über krude Meldungen zum BER wundert sich längst schon niemand mehr. Immerhin soll Anfang 2014 der Eröffnungstermin bekannt gegeben werden.

Die gesamte Nachrichtengebung und Berichterstattung der letzten zwei Jahre über den neuen Flughafen BER kann man eigentlich nur unter einem Leitmotiv sehen: Ist der Ruf erst ruiniert, wird auch wahrscheinlich, was eigentlich undenkbar ist. Kabel falsch verlegt? Na klar, wieso auch nicht? Risse im Betonboden, Schrägneigung der Start- und Landebahn? Gibt’s in der Dritten Welt, also auch in Berlin. Mehraufwand noch mal eine Milliarde? Ja, hat denn jemand geglaubt, wir hätten wirklich schon das Ende der Kostenfahnenstange erreicht?

So hat denn auch die Rechnung, die die „Bild“-Zeitung gestern unter Berufung auf den Flughafenprojektsteuerer WSP/CDP aufmachte und nach der der Finanzbedarf des neuen Flughafens noch einmal um eine weitere Milliarde steigt, niemanden überrascht. Brandenburgs Staatssekretär Rainer Bretschneider, Mitglied im Aufsichtsrat der Flughafengesellschaft, nannte das genauso wie sein Kollege Rainer Bomba aus dem Bundesverkehrsministerium dennoch „reine Spekulation“. Dazu muss man wissen: Wenn ein Politiker von einer Zeitungsmeldung sagt, sie sei reine Spekulation, ist das nicht etwa ein halbes Dementi, sondern eine Dreiviertelbestätigung.

Der Mehrbedarf ergibt sich vermutlich aus Kostensteigerungen, aus ursprünglich missachteten Schallschutzmaßnahmen und aus geringeren Einnahmen als geplant. Das dementiert Bundesstaatssekretär Bomba zwar und korrigiert damit Hartmut Mehdorn: Nein, nein, die monatliche Belastung sei nur halb so hoch, wie der Geschäftsführer berechnet habe. Dazu eine Vermutung: Bomba rechnet politisch, Mehdorn kaufmännisch. 17 Millionen monatlich für Baustellensicherung und Erhaltung sind zwischen beiden unstrittig. Mehdorn kalkuliert außerdem mit weiteren 17 Millionen Einnahmeverlusten, weil BER nicht eröffnet ist. Falsch, sagt Bomba, dafür haben Tegel und Schönefeld-Alt Einnahmen. Das stimmt, aber dort sind die Start- und Landegebühren weit niedriger, als sie auf dem neuen Flughafen gewesen wären. Fazit: Mehdorn rechnet richtig, und Bomba will einfach die Fakten schönen.

Es heilt zwar die Schmerzen über den Mehraufwand und den ruinierten Ruf nicht – aber die Sünden, für die jetzt gebüßt werden muss – die Ursachen für immer weiter steigende Kosten –, sie stammen aus der Zeit der Geschäftsführer Rainer Schwarz und Manfred Körtgen. Die haben entweder nicht gemerkt, was auf der Baustelle alles aus dem Ruder gelaufen war, oder sie haben die Fakten geschönt. Was davon zutrifft, müssen Gerichte klären, das verlangen die Gesellschafter. Das muss aber vor allem der Steuerzahler fordern, dessen Gelder im märkischen Sand verbuddelt wurden.

Immerhin soll es Anfang kommenden Jahres Klarheit über den Eröffnungstermin geben. Prognose: Das Frühjahr 2016 wird es wohl sein. Siemens will die ursprünglich auf 18 Monate geplante Neuverkabelung der Entrauchungsanlage schneller schaffen, um den rufschädigenden Klotz BER endlich los zu sein. Dann wird ein halbes Jahr getestet. Im Winter eröffnet man aber keinen Flughafen. Deshalb also Frühjahr.

Zurück zum Anfang: Der Betonboden des Flughafengebäudes hat keine Risse, und die neue Start- und Landebahn ist topfbodeneben. Alles Gerüchte. Das mit den falsch verlegten Kabeln stimmt aber.

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