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PORTRÄT WILLIAM DALEY OBAMAS STABSCHEF IN SPE:: „Ich akzeptiere, wenn er mich fragt“

Die Arbeitsbedingungen sind mörderisch. Die Bezahlung ist vergleichsweise bescheiden.

Die Arbeitsbedingungen sind mörderisch. Die Bezahlung ist vergleichsweise bescheiden. Öffentlicher Ruhm ist nicht zu ernten; denn die Erfolge werden dem Chef gut geschrieben, Fehler bleiben dagegen am Inhaber dieses Schlüsselpostens hängen. Dennoch gilt es in den USA als Ehrensache, dem Präsidenten als Stabschef zu dienen – wenn er denn ruft. William Daley, derzeit ein Topmanager mit Millionengehalt bei der Bank JP Morgan Chase in Chicago, wird zusagen, falls Barack Obama ihn fragt. Das sagen Vertraute. Und Obama favorisiert ihn, heißt es im Weißen Haus nach einem persönlichen Treffen der beiden.

Acht Spitzenposten muss der Präsident nach zwei Jahren neu besetzen, vom Chefwirtschaftsberater über den Stabschef bis zum Sprecher. Das ist nicht ungewöhnlich, sondern zeigt die enorme physische Belastung, die solche Mitarbeiter verkraften müssen. 18-Stunden-Tage und Krisenanrufe mitten in der Nacht sind die Regel, Erholungspausen gibt es kaum.

Drei Prinzipien drängen sich auf, wie Obama die Nachfolger aussucht. Erstens bringen fast alle Erfahrung aus Bill Clintons Regierung mit. Auch der hatte die Kongresswahl zur Mitte der ersten Amtszeit verloren und musste mit einer konservativen Parlamentsmehrheit zurechtkommen. Zweitens stehen sie politisch in der Mitte. Sie sollen Brücken bauen zu den Republikanern und der Wirtschaftselite, die scharfe Kritik am Präsidenten üben. Der Schwenk nach rechts wird die linke Basis weiter enttäuschen. Aber auf die nimmt Obama schon lange kaum noch Rücksicht. Drittens bevorzugt er Kandidaten, die persönliche Anknüpfungspunkte bieten.

In Daleys Fall ist das Chicago. Der Vater des 62-Jährigen, Richard Daley, hatte die Stadt 21 Jahre lang regiert und geprägt, als Obama in den achtziger Jahren dorthin zog, um Sozialarbeit in einem Armengebiet zu leisten, und sie zu seiner Wahlheimat machte. Der ältere Bruder, der wie der Vater Richard heißt, tritt nun nach ebenfalls 21 Jahren als Bürgermeister ab. Nachfolger möchte Obamas bisheriger Stabschef Rahm Emanuel werden.

William Daley ist das jüngste von sieben Kindern. Er studierte Jura, wurde Banker und diente Clinton von 1997 bis 2000 als Handelsminister. Danach war er eine Führungsfigur in Al Gores Präsidentschaftskampagne. Den Rat, Daley zu fragen, bekam Obama von Pete Rouse, seinem Bürochef. Der möchte selbst keinen Topposten. Es sei denn, Obama zwingt ihn. Christoph von Marschall

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