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Zufrieden: Gerhard Schröder und seine Frau Soyeon Schröder-Kim.

© Christian Charisius/dpa

Jetzt noch vors Bundesschiedsgericht?: Zuviel der Ehre – die SPD kann Gerhard Schröder vergessen

Zweimal versucht, zweimal nicht geschafft: Ex-Kanzler Schröder kann SPD-Mitglied bleiben. Wen kümmert es noch?

Ein Kommentar von Stephan-Andreas Casdorff

60 Jahre ist er Mitglied - und es können noch mehr Jahre von Gerhard Schröder in der SPD werden. Jedenfalls dann, wenn die vielen Parteigliederungen, ursprünglich 17, die wegen seiner Putin-Nähe den Ausschluss von „Gas-Gerd“ wollten, jetzt nicht noch ein Verfahren anstrengen.

Zweimal ist der Ex-Kanzler und Ex-Vorsitzende bereits von den Vorwürfen des parteischädigenden Verhaltens - ja, sagen wir: freigesprochen worden. Das war im Unterbezirk und im Bezirk. Nun müsste der Fall vors Bundesschiedsgericht. Aber erstens ist die Annahme dort wegen der vorangegangenen Urteile in Hannover fraglich, zweitens gilt das auch für den etwaigen Ausgang in der letzten Instanz.

Was in jedem Fall richtig ist: Deutsche Spitzenpolitiker haben die Gefahr der Abhängigkeit von russischen Energielieferungen falsch eingeschätzt, seit einem Vierteljahrhundert schon. An ihrer Spitze, aber nicht allein „Gerdprom“ (noch so ein Spitzname in Anlehnung an seine langjährige Verbindung mit „Gazprom“).

Das Urteil der Öffentlichkeit steht längst fest

Dass Schröder „ehrlos“ gehandelt habe, kann man darum sicher meinen, nur nicht mit letzter Sicherheit belegen. Doch warum es weiter versuchen, wo doch das Urteil der Öffentlichkeit feststeht?

Der frühere Regierungschef in Niedersachsen und im Bund ist vielleicht nicht vollends isoliert - steht mit seiner Haltung aber verloren da. Ihm hilft auch nichts, dass er nicht mehr Aufsichtsrat von Rosneft ist, es nicht bei Gazprom wird, dass die Gaspipelines Nord Stream 1 und 2 außer Funktion sind.

Schröder hat es zu lang und zu weit getrieben, bloß weil er dachte, Wladimir Putin sei sein Freund.. Was für ein Irrglaube. Und was für ein Irrweg, auf den er sich begeben hat.

Mit dem vielen Geld, das er erhalten hat, kann er sich seine Reputation nicht zurückkaufen. Schröder ist kein Ehrenbürger mehr, kein Ehrenmitglied mehr, ob im DFB oder bei Hannover 96 - in gewissem Sinn ist er doch längst ehrlos.

Aus der Galerie der großen Sozialdemokraten ist dieser auch gestrichen, und das, obwohl Schröder durchaus bleibende Verdienste um die Partei hatte. Wie um das Land: 16 Jahre lang hat die christdemokratische Kanzlerin Angela Merkel gut von seiner Vorarbeit und seinen Reformen gelebt.

Vorbei. Schröder hat sich allein selbst zuzuschreiben, dass sich so viele von ihm abgewandt haben, voran Lars Klingbeil, der Vorsitzende, früher ein Weggefährte. Schröder ist in jeder Hinsicht von gestern.

Mag er auf Instagram sein tägliches Menü posten - politische Aufmerksamkeit wäre für die Partei unbekömmlich. Darum: Jetzt noch weiter zu gehen vors Bundesschiedsgericht, wäre zuviel der Ehre. Die SPD kann Gerhard Schröder vergessen.

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