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Mélenchon: "Niemand will Deutscher sein": Französischer Linken-Chef spottet über Deutsche

Der Chef der französischen Linkspartei lästert über die Deutschen. Sie seien ärmer als der Durchschnitt, hätten keine Kinder - und hätten keine Lust am Leben. Hintergrund ist die Sparpolitik der Bundesregierung, die Jean-Luc Mélenchon für die Rezession in Europa verantwortlich macht.

Er ist kein Mann der leisen Töne. Jean-Luc Mélenchon, Europaabgeordneter und Co-Chef der französischen Linkspartei, schlägt hart zu und scheut keine Polemik, der 61-Jährige ist für seine bissigen Sprüche bekannt. Im Präsidentschaftswahlkampf 2012 war er wie ein Volkstribun mit erhobener Faust und wehendem roten Schal aufgetreten. Damals brachte ihm das ein überraschend gutes Resultat von 11,1 Prozent ein. Jetzt sorgt Mélenchon mit beißendem Spott über die Deutschen für Schlagzeilen.

Das deutsche Modell sei nichts für die Lebenslustigen, hatte der linke Politiker in einer Radiosendung bei „France Inter“ am Sonntagabend gesagt: „Von denen, die Lust am Leben haben, will niemand Deutscher sein.“ Die Deutschen seien ärmer als der Durchschnitt, sie lebten nicht so lange und hätten keine Kinder. Dagegen lobte er die Ergebnisse der französischen Familienpolitik: „Wir sind immerhin zufrieden, Kinder zu haben. In 15 Jahren sind wir zahlreicher als die Deutschen.“ Mélenchon ist ein scharfer Kritiker der Sparzwänge in Europa, für die er die Bundesregierung verantwortlich macht. Schon vor einigen Monaten hatte er erklärt, Deutschland treibe Europa in eine Sackgasse und in die Rezession.

Im Jahr 2008 hatte der in Marokko geborene Franzose nach dem Vorbild der deutschen Linkspartei und mithilfe seines Freundes Oskar Lafontaine seine eigene Partei „Parti de Gauche“ gegründet. Der gelernte Journalist und ehemalige Erziehungsminister gehörte schon in seiner früheren Karriere in der Sozialistischen Partei dem linken Flügel an. Er sieht sich als Vorreiter einer neuen linken Bewegung in Frankreich und stellt sich gerne als Klassenkämpfer dar.

Mélenchon, der früher als Senator kaum aufgefallen war, avancierte im französischen Präsidentschaftswahlkampf vor einem Jahr zum Überraschungskandidaten, und wurde damit auch für den Sozialisten François Hollande zum Problem. Er rief das Volk zum Widerstand gegen das „liberale Wirtschaftsdiktat“ auf. Seine Veranstaltungen überall im Land waren Großereignisse, gegen die die Auftritte der anderen Bewerber brav wirkten. Mélenchon ist ein wortgewaltiger Redner, der Hollande bereits als „ Kapitän eines Tretboots in der Zeit der Stürme“ bezeichnete und Ex-Präsident Nicolas Sarkozy eine „totale Null“ nannte. Erst kürzlich gelang es ihm wieder, die Massen zu einer Protestdemonstration an der Bastille zu mobilisieren.

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