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Moment des Innehaltens: Merkel hat Antonis Samaras in Berlin empfangen.

© AFP

Merkel und Samaras: Endspiel um Griechenland

Von "Wochen der Entscheidung" war schon oft die Rede in der Euro-Krise. Doch der Besuch von Antonis Samaras in Berlin könnte tatsächlich entscheidend sein - vor allem für die deutsch-griechischen Beziehungen.

Wie oft ist in der Euro-Krise eigentlich schon von den „Wochen der Entscheidung“ die Rede gewesen? Seit zweieinhalb Jahren hält Griechenland die Öffentlichkeit in Atem. Ständig steht das Land kurz vor der Pleite, inzwischen haben die internationalen Geldgeber zwei Hilfspakete geschnürt. Das Publikum schaut dem Drama inzwischen mit einer gewissen Ermüdung zu – man kennt die Aufführung ja schon. Doch diesmal sollte man genauer hinschauen. Denn die nächsten Wochen könnten tatsächlich zum Endspiel um Griechenland werden.

Angela Merkel muss sich in diesem Herbst entscheiden, ob sie eine mögliche Rückkehr Griechenlands zur Drachme mittragen soll oder gemeinsam mit den übrigen EU-Partnern und dem Internationalen Währungsfonds den Griechen die nächste überlebenswichtige Milliardentranche bewilligt. Wenn die Kanzlerin weitere Hilfen für Griechenland billigt, dann spricht auch vieles dafür, dass sie mit der Haltung „Wir lassen Griechenland nicht fallen“ in den Bundestagswahlkampf zieht.

Video: Samaras: Berlin und Paris an einem Tag

Für diese grundlegenden Entscheidungen wird in diesen Tagen der Boden bereitet. Der Besuch des griechischen Premierministers Antonis Samaras in Berlin diente zunächst dem Zweck, nach all den giftigen Äußerungen der Söders, Dobrindts und Röslers der vergangenen Wochen wieder einen Neuanfang in den deutsch-griechischen Beziehungen zu wagen. Das ist auch sinnvoll. Denn wenn wirklichkeitsfremde Klischees die Debatte in Berlin und Athen beherrschen, kann das keine gedeihliche Basis für die bevorstehenden Entscheidungen sein.

Zunächst einmal ist Samaras in der Pflicht. Sein erster Test wird darin bestehen, das geplante milliardenschwere Sparpaket durchs Parlament zu bringen. Wo Griechenlands weiterer Reformweg endet, ist derzeit zwar offen. Aber es ist doch gut möglich, dass das Land in diesem Herbst noch einmal eine weitere Chance bekommt. Auch wenn der bevorstehende Troika-Bericht den Griechen mit Sicherheit kein ruhmreiches Zeugnis ausstellen wird, kann es sich am Ende auszahlen, Samaras etwa bei der Höhe der Zinsen für die internationalen Hilfszahlungen entgegenzukommen. Eine Gegenleistung muss der griechische Premier dabei aber erbringen: Er muss das Vertrauen zurückgewinnen, das die Griechen in den vergangenen Jahren verloren haben.

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