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Afghanistan: Moral kommt später

Eine Nachwahl gibt es nicht. Dem afghanischen Präsidenten Hamid Karsai fehlt folglich das demokratische Mandat. Doch entscheidend ist etwas anderes.

Auch Michail Gorbatschow, jener ehemalige Sowjetpräsident, an den zu jedem Mauerfalljubiläum so gern erinnert wird, hatte nie ein demokratisches Mandat. Bei ihm aber war das nur ein Schönheitsfehler, kein grundsätzliches Übel, weil man mit „Gorbi“ stets gut Kirschen essen konnte. Daran sollte jeder denken, der jetzt, im Fall des afghanischen Präsidenten Hamid Karsai, von „beschädigter Legitimation“ und „Illegalität“ redet. Dem Amtsinhaber, das ist richtig, fehlt künftig das demokratische Mandat. Dennoch sollten die Demokratisierungsrhetoriker in ihrer Empörung nicht übertreiben. Die Nato – und damit die Bundeswehr – ist in erster Linie am Hindukusch, um ein Wiedererstarken der Taliban zu verhindern, in deren Windschatten dann Al Qaida wieder Fuß fassen könnte. Außerdem muss sie ein Abdriften der Afpak-Region (Afghanistan plus Pakistan) ins Chaos aufhalten, damit radikale Islamisten keinen Zugang zu Atomwaffen bekommen. Alles andere – Demokratie, Menschenrechte, Emanzipation, Bildung, Krankenhäuser – ist im Vergleich dazu nebensächlich. Nützt der Paschtune Karsai der Nato in ihrer Strategie oder nicht? Das ist die entscheidende Frage. Erst kommt der Antiterrorkampf, dann die Moral. mal

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