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RWE und Gazprom: Neue alte Energie

So kann sich Angela Merkel den Start in die Post-Fukushima-Ära nicht vorgestellt haben – falls sie sich überhaupt eine Vorstellung davon hatte. Kaum ist ihre Energiewende durch Bundestag und Bundesrat, setzen sich die Bosse der großen heimischen Stromkonzerne mit den russischen Freunden ihres Vorgängers Gerhard Schröder an einen Tisch.

So kann sich Angela Merkel den Start in die Post-Fukushima-Ära nicht vorgestellt haben – falls sie sich überhaupt eine Vorstellung davon hatte. Kaum ist ihre Energiewende durch Bundestag und Bundesrat, setzen sich die Bosse der großen heimischen Stromkonzerne mit den russischen Freunden ihres Vorgängers Gerhard Schröder an einen Tisch. RWE-Chef Jürgen Großmann, ein Duzkumpel von Schröder, griff jetzt als Erster zu und unterschrieb mit Gazprom- Chef Alexej Miller eine Absichtserklärung über eine „Strategische Partnerschaft in der europäischen Kraftwerkswirtschaft“. Konkret wollen die Energiekonzerne gemeinsam fossile neue Kohle- und Gaskraftwerke bauen – hierzulande und anderswo. Mit Volldampf in die Vergangenheit.

Zwar ist unstrittig, dass zumindest Gaskraftwerke auch im Zeitalter der erneuerbaren Energien gebraucht werden. Sie sollen schwankende Wind- und Sonnenenergie auspegeln. Aber das Signal ist das falsche. RWE hätte erst den Bau des weltgrößten Hochsee-Windparks ankündigen müssen. Das hätte im In- und Ausland unterstrichen: Deutschland meint es ernst.

Aber Großmann, der nicht nur wegen seiner Statur gern als letzter Dinosaurier der Branche bezeichnet wird, fühlte sein Unternehmen durch den plötzlichen Atomausstieg offenbar derart in die Ecke gedrängt, dass er nun den einfachen Weg geht: Er lässt sich mit den finanzstarken Russen ein und zementiert so Deutschlands Abhängigkeit von diesem Lieferanten für Jahrzehnte. Im vergangenen Jahr noch reiste er durch die nach Unabhängigkeit strebenden ehemaligen Sowjetrepubliken, mit der Absicht, ihr Gas mit der Nabucco-Pipeline an Russland vorbei nach Mitteleuropa zu bringen. Das Projekt dürfte jetzt gestorben sein.

In ihrem Koalitionsvertrag träumten Union und FDP noch von einer „Deutschen Netz AG“, in der die vier Größten der Branche ihre Übertragungsnetze bündeln, zum Wohle des Landes und der Endkunden. Auch daraus wird nun ganz sicher nichts: Zeitgleich mit der Gazprom-Partnerschaft gab RWE den Verkauf seines Netzes an eine Gruppe Finanzinvestoren bekannt. Zwei Donnerschläge an einem Tag. So klingt die Rache des Dinosauriers.

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