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Nico Hofmann, Filmproduzent: „Wir legen den Finger in Wunden“

Ein Projekt, das den Produzenten besondere Nerven gekostet hat: Nico Hofmann und sein Film über einen Scientology-Aussteiger läuft am Mittwochabend in der ARD.

Als Nico Hofmann mit seiner Produktionsfirma Teamworx vor zwei Wochen im ARD-Hauptstadtstudio den Fernsehfilm „Bis nichts mehr bleibt“ vorstellte, war das kein gewöhnlicher Pressetermin. Hofmann hat ja schon viele große Filme gemacht. Doch dieses Projekt hat besonders Nerven gekostet. Die tragische Geschichte eines jungen Familienvaters und Scientology-Aussteigers, unter anderem basierend auf der Geschichte des „echten“ Scientology-Aussteigers Heiner von Rönn, war unter extremer Geheimhaltung gedreht worden und soll nun an diesem Mittwochabend im Ersten ausgestrahlt werden.

Bislang hatte sich noch kein deutscher Fernsehsender und Produzent an die fiktionale Verarbeitung des heiklen Themas Scientology gewagt. Zu groß auch die Gefahr, dass so ein Film gerichtlich untersagt werden könnte.

Für Hofmann kein Grund, es nicht zu tun. „Wir legen den Finger in Wunden“, sagte er neulich im Tagesspiegel-Interview. „Mogadischu“, „Der Tanz mit dem Teufel – die Entführung des Richard Oetker“, „Dresden“, „Die Sturmflut“, „Die Flucht“, zuletzt die deutsch-deutsche Zukunftsfantasie „Die Grenze“, die in bürgerkriegsähnlichen Zuständen die Mauer wieder aufbauen ließ – der Sohn eines Journalistenehepaares, mit seiner 1998 gegründeten Firma Teamworx einer der einflussreichsten und erfolgreichsten Produzenten Deutschlands, hat immer auch den Anspruch, sich an den großen Themen der jüngeren deutschen Geschichte abzuarbeiten und viel Publikum zu erreichen.

Dafür kriegt Hofmann, der nach seinem Studium an der Hochschule für Fernsehen und Film in München in den 1980er und 90er Jahren selbst preisgekrönter Regisseur („Der Sandmann“) und Autor war, in der Regel die besten Schauspieler und Regisseure. Publikum und Kritik sind meistens begeistert, was selten genug vorkommt bei Event-Produktionen quer durch alle TV-Sender. Nebenbei engagiert sich der gebürtige Heidelberger für den Filmnachwuchs. Seit 1995 lehrt er als Professor an der Filmakademie Baden-Württemberg in Ludwigsburg. Im Jahr 2000 rief er mit Bernd Eichinger den Nachwuchspreis First Steps ins Leben, der alljährlich an Abschlussfilme von Studenten der Filmhochschulen verliehen wird.

Im Dezember ist Hofmann 50 geworden. „Der Filmkönig hält Hof“, titelte eine Boulevardzeitung. Er feierte in Berlin mit 200 Gästen. Scientologen waren wohl nicht darunter.

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