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PORTRÄT JOHANNA WANKA CDU-POLITIKERIN,BRANDENBURG:: "Ich stehe nicht für lautes Getöse"

Ihr Ehrgeiz liegt in Brandenburg. Johanna Wanka ist die starke Frau in der Brandenburger CDU.

Die Absage sagt einiges. Wissenschaftssenatorin im schwarz-grünen Hamburger Senat hätte sie werden können, sie wäre die erste Ostdeutsche in einem westdeutschen Landeskabinett überhaupt gewesen, nachdem sie sich schon vorher als KMK-Vorsitzende bundesweit Meriten erwarb. Aber Johanna Wanka, Jahrgang 1951, Wissenschaftsministerin im Brandenburger Kabinett und Vizeparteichefin der hiesigen CDU, gab Ole von Beust einen Korb. Das ist nicht einmal lange her, das war Anfang dieses Jahres.

Seitdem konnte jeder wissen, dass ihr Ehrgeiz woanders liegt, nämlich in Brandenburg selbst. Und das, obwohl es gar nicht so sicher ist, ob in einem Jahr nach der Landtagswahl 2009 die große Koalition überhaupt fortgesetzt wird. Aber hier ist sie als Ministerin anerkannt, im Lande beliebt, hier hat sie in der CDU ihre Stellung systematisch ausgebaut. Man sollte also die Frau, die voraussichtlich schon bald den bisherigen Parteichef Ulrich Junghanns beerben und die Christdemokraten als Spitzenkandidatin in die Landtagswahl führen wird, nicht unterschätzen.

Ihre Feuertaufe hat sie schon jetzt zu bestehen. Sie sei „niemand, der für lautes Getöse steht, der polarisiert“, hat Wanka einmal über sich gesagt. Das hat sie jetzt bitter nötig. Wanka versucht gerade, sich in dem in Lagerkämpfen befindenden Landesverband, der als Tollhaus gilt, eine Mehrheit zu schmieden. Nur dann, so ihre mit Machtkalkül und Risikobewusstsein vorgetragene Bedingung, ist sie zur Kandidatur bereit.

Der Christdemokratin, der manche auch Übervorsicht und Empfindlichkeit nachsagen, kommt da auch ihre Vita als Naturwissenschaftlerin entgegen. Wanka, in Rosenfeld in Sachsen geboren, in Torgau aufgewachsen, hat in Leipzig Mathematik studiert und später promoviert. Die Frau, die jetzt an die Spitze der Landes-CDU will – ausdrücklich einvernehmlich und ohne „Königsmörderin“ werden zu müssen – forschte damals zu „linearen parabolischen Randkontaktaufgaben“. Was auch immer das sein mag. Für Brandenburg, ja für die Christdemokraten entdeckt hatte sie einst ausgerechnet SPD-Ministerpräsident Manfred Stolpe.

Er empfahl Wanka, damals parteilos, aber CDU-nah, seinem Vize Jörg Schönbohm, als der eine Kulturministerin suchte. Wanka war damals Rektorin der Fachhochschule im sachsen-anhaltinischen Merseburg, wo sie zu DDR-Zeiten auch das Neue Forum mitgegründet hatte. Thorsten Metzner

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