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Seit' an Seit': die SPD-Troika.

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Sozialdemokraten: Sie müssen sich grün sein

In der zweiten Version der SPD-Troika kann der eine nicht ohne die anderen. Wenn Steinbrück, Steinmeier und Gabriel auf Hahnenkämpfe verzichten, werden nicht nur die Wähler das gutheißen. Der Lohn ist auch ein Amt.

Wann sie schreiten Seit’ an Seit’ – so lautet das Lied, das die SPD durchs Jahrhundert begleitet, und immer wieder wird es zitiert. Beschwörend von den einen, belustigt von den anderen, die deutlich machen wollen, dass die Parteivorderen alles tun, nur nicht Seite an Seite für den Fortschritt der SPD zu kämpfen. Dabei könnte man auch zu einem anderen, besseren Schluss kommen, aktuell gesehen.

Die Troika, die aus den „Stones“ besteht, also Steinbrück (Peer) und Steinmeier (Frank-Walter) und dem Erzbengel, Gabriel (Sigmar), hält zusammen, selbst über die Verkündung des Kanzlerkandidaten hinaus. Steinbrück ist es, aber die anderen sind es, interessanterweise, inzwischen nicht weniger. Denn ohne sie ist ein Erfolg Steinbrücks nicht möglich: Steinmeier wird gebraucht, weil er mit außenpolitischer Expertise die relative außenpolitische Unerfahrenheit des Kandidaten ausgleichen kann, Gabriel, weil er in der Partei so verwurzelt ist wie die beiden anderen nicht.

Mehr noch, Gabriel kann die SPD motivieren und mobilisieren wie seit Oskar Lafontaine keiner mehr, und der ist inzwischen nicht mehr in der SPD, sondern der Hemmschuh für ein Aufeinanderzugehen der Sozialdemokraten und der Linken. Abgesehen davon, dass SPD und Linke in einigen Bundesländern, darunter Berlin, unaufgeregt und pragmatisch Koalitionen eingegangen sind oder waren; abgesehen davon, dass die Mehrheit in Deutschland rein rechnerisch links der Mitte ist – Gabriel ist der, der die politische Linke in Teilen wieder an die SPD heranführen kann. Das können weder Steinbrück noch Steinmeier.

Die Troika, erste Version, der Brandt-Enkel zum Sturz von Helmut Kohl bei der Wahl 1994 war bis zur Auszählung der Überhangmandate erfolgreich gewesen, obwohl es sie da schon gar nicht mehr gab. Rudolf Scharping war auf dem Weg zum Kanzler – bis der Überhang den Überschwang bremste. Das ist eine geradezu historische Lehre für die Auseinandersetzung mit der Kohl-Enkelin Angela Merkel. Lassen die heutigen drei sich nicht auseinanderdividieren, werden sich die Stimmen für die SPD zu mehr summieren, als sie jetzt in Umfragen hat. Jedenfalls zu mehr, als ein Hahnenkampf ihnen brächte.

Dafür gibt es aber momentan auch kein Anzeichen, bemerkenswert ist vielmehr, dass einer der (linken) Parteigranden, Erhard Eppler, dieser Tage Gabriel – wohlgemerkt – Bescheidenheit attestierte. Das ist der markanteste Unterschied zu Lafontaine und ein Erfolgskriterium: „Wir haben eine Aufgabe, die wichtiger ist als wir selbst“ (Scharping, 1995).

Dem entspricht auch Steinmeier, dessen Eitelkeit höchstens darin besteht, dass er die Ämter, die er übernimmt, besonders gut erfüllen will. Darum würde er sich im Fall der Fälle in gleich welcher Koalitionskonstellation eine Aufgabe in der Regierung aussuchen können. Bei Rot-Grün zum Beispiel die des Verteidigungsministers. Nur als Anhalt: Helmut Schmidt hatte das Amt auch einmal inne. Direkt nach dem SPD-Fraktionsvorsitz.

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