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Eine Wandergruppe mit Hunden geht im Licht der aufgehenden Sonne auf dem Brocken.

© dpa/Matthias Bein

Trotz aller Krisen: Es kann nur besser werden – wenn wir es wollen

Die aktuelle Nachrichtenlage sagt: Wir müssen uns hüten. Und doch gibt es Hoffnung, weil wir wissen, wie Krisen zu bewältigen sind.

Ein Kommentar von Stephan-Andreas Casdorff

Alles wird schlechter? Stimmt nicht. Aber unser Gefühl. Nur ist das vielleicht auch nicht so schlecht, denn es kann ja immer noch schlimmer kommen. Wenn wir es zulassen. Und das schlechte Gefühl regiert.

Die aktuelle Nachrichtenlage sagt: Wir müssen uns hüten. Nicht weniger als die Menschheit steht auf dem Spiel. Bei all den Problemen, die wir haben. Und doch gibt es Hoffnung. Schauen wir auf Deutschland. Nie zuvor waren so viele Menschen so gesund, so gebildet, so reich, so sicher vor Gewalt und Kriminalität und so frei wie heute. Und noch nie wurden sie so alt. Noch nie in der Weltgeschichte.

Immer weniger Bürger:innen leben am Existenzminimum, nie gab es weniger Analphabeten, verhungerten weniger, war die Kindersterblichkeit geringer. Ja, auf die Jahrzehnte gesehen war die Welt auch nie friedlicher, was Kriege, Terror und Kriminalität angeht. Die Deutschen können sich seit der Vereinigung über niedrigste Kriminalitätsraten freuen.

Dennoch täuscht uns unser Gefühl andererseits nicht. Große Fortschritte auf allen Feldern haben nicht nur nicht dazu geführt, dass die Probleme längst nicht gelöst sind – sie machen diese auch größer, schwieriger. Schon die vielen neuen Waffen zeugen davon.

Auch das tägliche Leben: Die Zahl der Arbeitsstunden war früher ungleich höher; gemessen daran wäre das Arbeitsjahr schon im August geschafft. Doch die Arbeitslast hat eben disproportional zugenommen.

Die Luft ist weniger belastet als vor 30 Jahren – aber die Belastung ist noch da

Und die Bedrohung der Umwelt wird mit jedem Skandal deutlicher. Mag die Luft weniger belastet sein als vor 100 Jahren, ihr Stickoxidgehalt geringer als vor 30 Jahren, der Feinstaub außerdem – die Belastung ist noch da, ist insgesamt zu hoch.

Ja, die Wohnfläche in Deutschland pro Person ist auf mehr als 47 Quadratmeter gewachsen. Aber insgesamt ist die Zahl der Wohnungen zu gering. Ja, unser Leben ist liberalisiert, diverser geworden, aber die Diskriminierung ist erschreckend hoch.

Die Klimakatastrophe, die Flüchtlingskrise, die weltweit eine Katastrophe wird, die Verteilung des Reichtums, die in den vergangenen Jahren immer ungerechter geworden ist – die zu bewältigenden Nöte kann man existenziell nennen.

Große, noch zu erledigende Aufgaben sind das, in Deutschland, für die Menschheit. Und doch gibt es Hoffnung – weil wir wissen, wie Krisen zu bewältigen sind.

Nicht nur theoretisch: das Ozonloch, das Waldsterben, saubere Flüsse – die Umweltbewegung hat ihre Erfolge. Und wirkt hinein in die ganze Gesellschaft. Die Bildung, die medizinische Versorgung, der Sozialstaat – immer wieder eine positive Entwicklung, trotz allem.

Es ist doch nicht alles schlecht, oder? Und wenn wir daran arbeiten, auch an unserem Gefühl, kann es immer noch besser werden.

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