zum Hauptinhalt

Merkels Woche: Und nun noch Weber

Merkels Woche zeigt ein ums andere Mal: Sie wird Kanzlerin der Konfrontation. Ob bei Hartz, bei der Frauenquote oder im Fall des Bundesbankpräsidenten - die Kanzlerin gibt der Erhaltung ihrer Koalition den absoluten Vorrang, was Sachpolitik schwieriger macht.

War das eine Woche für die Kanzlerin. Nicht nur, dass sie von einem Termin zum nächsten gehetzt ist – es waren wichtige Weichenstellungen, die sie währenddessen vorgenommen hat. Aus der Kanzlerin der großen Koalition, der Mutter des Kompromisses, der Hüterin des Konsenses, ist nunmehr die Kanzlerin der großen Konfrontation geworden. Ob das gut für sie ist?

Sie selbst wird meinen: ja. Logisch, sonst handelte Angela Merkel nicht so. Aber die Bürger haben sie gerade deshalb mit höchsten Popularitätswerten ausgestattet, weil sie eine Meisterin des Ungefähren zu sein schien, eine, die im Zweifel begütigte, wo andere wüteten, meistens Männer. Ihre Unaufgeregtheit, trockene Sachlichkeit, an Zielerreichung orientierte und dabei ungerührt freundliche Art haben Merkel beliebt gemacht. Der Spitzname „Mutti“ kam nicht von ungefähr.

Das ist vorbei. So wie Joschka Fischer, der einstige Obergrüne, sich immer wieder neu erfand, geradezu Radikalmetamorphosen durchmachte, so wird Angela Merkel in mancherlei Hinsicht eine andere. Zurückhaltung war gestern. Es ist, als rumore doch noch Leipzig in ihr, der Parteitag vor Jahren, auf dem sie als deutsche Maggie Thatcher in Erscheinung trat, damals allerdings noch in der Opposition. Leipzig wurde zum Synonym für Neoliberalismus und Marktradikalität. Manchen erschien das wie aufgesetzt, jetzt zeigt sich aber, dass das letzte Wort auch darüber noch nicht gesprochen ist, dass wieder eine Entwicklung in der Union im Gange ist und dass ganz und gar nicht sicher gesagt werden kann, woraus Merkels Überzeugungskern besteht.

Ob bei Hartz, bei der Frauenquote oder im Fall des Bundesbankpräsidenten Axel Weber, wieder ist zu besichtigen, dass die Kanzlerin der Erhaltung ihrer Koalition den absoluten Vorrang gibt, was Sachpolitik schwieriger macht. Dann straft Merkel diejenigen, die sich von ihr absetzen, auf ihre Weise: nicht laut, sondern gefährlich leise, so dass es die Gestraften (zu) spät bemerken. Das war in Sachen Frauenquote bei Ursula von der Leyen so, und das kann auch einem wie Karl-Theodor zu Guttenberg passieren. Schon gar, da sie auch auf ihren Platz in der Beliebtheitsskala achtet.

Zuletzt erscheint es immer mal wieder so, dass Merkel derart lange taktiert, dass manche Betroffene es nicht mehr aushalten und aufgeben, weil sie von einem Mangel an Loyalität ausgehen. Siehe den Fall Weber, nicht der erste und wohl nicht der letzte seiner Art. Dabei wird die Kanzlerin das wahrscheinlich in aller Regel nicht beabsichtigen, sie wird womöglich auch nicht sehen, wie sehr sie damit manche Menschen strapaziert, sondern wird von einer objektiven Sach- oder Zwangslage ausgehen. Was gewissermaßen das Naturwissenschaftliche an ihr ist. Dazu gehört, dass Merkel sich alle Möglichkeiten offenhalten will, um dann gegebenenfalls an die Spitze der Bewegung zu treten, wenn es Gewinn für sie verspricht. Doch nur solange sie es ist, die gewinnt, ist es gut für sie.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false