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Hartmut Mehdorn und die Bahn: Was man nicht befehlen kann

Korruptionsbekämpfung ist ein ernstes Thema. Privatisierung von Staatsunternehmen auch. Mehdorn erweckt den Eindruck, als müsse der Unternehmenschef da auch im übertragenen Sinne schon mal die Ärmel hochkrempeln.

Heute wird die Bahn ihre Geschäftszahlen für 2008 vorlegen. Wie man hört, werden es gute Zahlen sein. Dennoch mehren sich Stimmen, die den Rücktritt von Bahn-Chef Hartmut Mehdorn fordern. Die neue Datenaffäre, von der Mehdorn wiederum wie von allen bisher bekannt gewordenen behauptet, sie habe mit Bespitzelung nichts zu tun, lässt auch Gewerkschafter und prominente Sozialdemokraten von ihm abrücken. Und von einer „schützenden Hand des Kanzleramtes“ könne auch keine Rede sein, berichtete diese Zeitung aus der Umgebung von Angela Merkel. Nur einer hält sich nach wie vor für die verfolgte Unschuld, sieht eine Intrige gegen sich und die Gefahr eines politischen Linkskurses in der Arbeitnehmervertretung: Bahn-Chef Hartmut Mehdorn. Selbst nach nun insgesamt sechs nachgewiesenen Personalausforschungen teilweise gigantischen Ausmaßes erkennt er allenfalls kleine Schönheitsfehler bei der Durchführung der Aktionen.

Korruptionsbekämpfung ist ein ernstes Thema. Privatisierung von Staatsunternehmen auch. Mehdorn erweckt den Eindruck, als müsse der Unternehmenschef da auch im übertragenen Sinne schon mal die Ärmel hochkrempeln. Dass es auch anders geht, geräuschloser, eleganter und erfolgreicher, hat man bei der Post gesehen. Ex-Post-Chef Klaus Zumwinkel ist als Staatsbürger gescheitert. Als Manager war er extrem erfolgreich. Das Problem des Hartmut Mehdorn ist, dass er jede Kritik an seiner Person wie eine Kampfansage an das Unternehmen Bahn empfindet und auch entsprechend fundamentalistisch reagiert. Damit verwechselt er Ursache und Wirkung. Sein Stil und seine Sprache sind von der Zeit überholt. Auf Respekt kraft Amtes hat heute auf Dauer niemand mehr Anspruch, auch der Chef der Bahn nicht. Ansehen und Anerkennung wollen erworben und bewahrt sein. Anweisen kann man das nicht.

Dabei ist es gewiss nicht so, dass die Medien an Mehdorn ihr Mütchen kühlen wollen. Dazu ist die Bahn zu wichtig und als Unternehmen auch zu ernst zu nehmend. Der Bahn-Chef weiß auf Attacken längst nicht mehr nur juristisch, sondern auch auf andere, nachhaltige Weise zu reagieren. Dass die Kritik an ihm dennoch nicht nachlässt, sollte jene nachdenklich stimmen, die über sein Beschäftigungsverhältnis zu entscheiden haben.

Gerd Appenzeller

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