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Trump-Sohn Eric organisiert die Wahlkampf-Finanzen.

© Joe Raedle/Getty Images/AFP

18 Tage bis zur US Wahl: Bettel-E-Mails von Trumps Sohn

Clintons und Trumps Wahlkampfausgaben nehmen rasch zu. Ihre Spendenaufrufe auch. Es geht um weit geringere Summen als 2012. Und Trump liegt zurück. Ein Kommentar

Ein Kommentar von Christoph von Marschall

Wer auf der E-Mail-Liste der Trump-Familie steht - und das tut jeder, der sich mal für eine Wahlkampfrally angemeldet hat -, bekommt inzwischen mehrere "Haste mal drei Dollar?"-Emails täglich. Die Zahl pro Tag hat sich erhöht. Der Ton wird dringlicher. Meist wendet sich Sohn Eric an die mutmaßlichen Unterstützer. Seltener Donald persönlich.

Einladung zu Trumps Wahlparty

Manche enthalten Angebote, die Wählerin oder Wähler glatt verführen könnten. Vor zwei Wochen kam die Einladung, Donald Trump im Trump-Tower in New York zu besuchen. Vor wenigen Tagen das Angebot, auf Trumps Kosten zur letzten TV-Debatte geflogen zu werden. Und gestern die herzliche Versicherung, dass Donald den Adressaten unbedingt bei seiner Wahlparty in der Nacht vom 8. auf den 9. November dabei haben möchte. Einzige Bedingung: eine Spende von mindestens drei Dollar. Dann kommt der Name in den Lostopf für die Reise zu dem, wie jede Email versichert, "nächsten Präsidenten". "We are winning!"

Natürlich werden gern höhere Beträge genommen, entsprechende Vorschläge (10, 25, 50, 100, 150 Dollar) sind in der Email als aktive Links hervorgehoben. Man muss nur drauf klicken. Geht alles ganz einfach und schnell. Wenn Sie schon mal gespendet haben, ist ihre "Payment Information" (Kreditkarte oder Kontonummer) bereits hinterlegt. Spenden dürfen allerdings nur US-Bürger. Ausländern ist es verboten.

Barack Obama bittet um Geld für Hillary

Auch Hillary Clintons Kampagne versendet solche Emails an Millionen ihrer Fans täglich - mal im eigenen Namen. Mal bitten Barack Obama, Michelle Obama, Tochter Chelsea oder Ehemann Bill um die Unterstützung.

Trump hat das Geld nötiger. Im so genannten "Money Race", dem Einwerben von Wahlspenden, liegt er weit hinter Clinton. In diesen Tagen werden die Zahlen publik, die beide Lager an die zentrale Überprüfungsstelle gesandt haben, die überwacht, dass alles mit rechten Dingen zugeht. Demnach hat Trump im September 55 Millionen Dollar erhalten, Clinton 84 Millionen Dollar.

In Trumps Fall kommen zwei Drittel der Einnahmen von Kleinspendern. Am Donnerstag, dem Tag nach der letzten TV-Debatte, rühmte die Kampagne in einer SMS, hätten 125.000 Fans an einem einzigen Tag neun Millionen Dollar gespendet. Das wären 72 Dollar pro Spender.

Trump bezahlt 350 Helfer, Clinton 800

Die Kehrseite: Trump hat offenbar Schwierigkeiten, Großspender zu motivieren. Er ist Clinton Monat für Monat finanziell weit unterlegen - mit sehr praktischen Konsequenzen: Er kann weniger Geld für Fernseh- und Radiowerbung in den "Battlefield States", den besonders umkämpften Staaten ausgeben: Clinton 66 Millionen, Trump 23 Millionen Dollar. Er hat dort deutlich weniger bezahlte Wahlkampfhelfer am Boden: 350 gegenüber Clintons 800. Deshalb fällt auch sein "Ground Game" - die Bemühungen, potenzielle Wähler anzusprechen, zu mobilisieren und an die Urne zu bringen - bescheidener aus.

Je näher der Wahltag am 8. November rückt, desto mehr investieren beide Lager in die Mobilisierung und in die Informationen über die potenziellen Wähler. Trump hat im September 70 Millionen ausgegeben, mehr als doppelt so viel wie im August (30 Millionen). Und rund 30 Prozent mehr, als er im September einnahm. Anfang Oktober hatte er noch 35 Millionen in seiner Wahlkampfkasse.

Clinton hat 95 Millionen Dollar ausgegeben, rund 15 Prozent mehr als sie einnahm. Und sie hatte Anfang Oktober 59 Millionen Dollar in der Kasse.

All diese Zahlen fallen in beiden Lagern weit geringer aus als im Wahlkampf 2012.

Clinton gab 260 Dollar für Trump-Produkte aus

Eine Kuriosität: Clintons Abrechnung für September enthält auch eine Ausgabe von 260 Dollar für Wahlkampfprodukte Trumps, gekauft im Trump International Hotel in New York: eine Trump-Krawatte, ein Trump-Polohemd, ein Trump-Hut mit der Aufschrift "Make America Great Again". Ihre Wahlhelfern benutzten die Artikel für ein Video, das Trump angreift, weil er seine Werbeprodukte außerhalb Amerikas produzieren lässt: in China.

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