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Ein Bundeswehr-Tornado beim Einsatz in Afghanistan.

© dpa

Afghanistan: Bundeswehr wird Tornados wohl abziehen

Sechs Bundeswehr-Tornados sind seit 2007 in Afghanistan im Einsatz. Jetzt erwägt Bundesverteidigungsminister zu Guttenberg, die Kampfjets abzuziehen. Und die Debatte über frei werdende Ressourcen beginnt.

Von Michael Schmidt

Berlin - Afghanistan ist nach neun Jahren Krieg und Luftaufklärung eines der meistfotografierten Länder der Welt. Sechs Bundeswehr-Tornados haben seit 2007 ihren Teil dazu beigetragen. Jetzt prüft Bundesverteidigungsminister Karl- Theodor zu Guttenberg (CSU), ob ihr Einsatz noch zweckmäßig ist.

Eine Überlegung, die nicht zuletzt durch einen Brief des Oberkommandierenden der Internationalen Schutztruppe in Afghanistan (Isaf), David Petraeus, angestoßen wurde. Der US-General empfahl darin dem Generalinspekteur der Bundeswehr, Volker Wieker, die Aufklärungsjets abzuziehen und die dadurch frei werdenden Personalressourcen in die Ausbildungsprogramme der Schutztruppe für die afghanische Armee zu stecken. Das Angebot der Überwachungsflüge sei zwar „großzügig“ und die Jets „wertvolle Aufklärungsmittel“. Angesichts der Limitierung des deutschen Afghanistan-Mandats auf derzeit bis zu 5350 Soldaten und „unserem dringenden Bedarf an Trainings- und Beratungseinheiten“, solle Deutschland jedoch besser mehr Truppen am Boden bereitstellen.

Tatsächlich war der Tornado-Einsatz von Anfang an umstritten. Kritiker monierten, sie lieferten mit ihren Standbildern, die während des Fluges aufgenommen und anschließend im Entwicklungsbad produziert werden mussten, nichts, was Drohnen und andere Aufklärer nicht schneller, nämlich in Echtzeit, und möglicherweise sogar in bewegten Bildern auch lieferten. Operativ galt ihr Einsatz als bedeutungslos, begründet wurde er denn auch zumeist politisch: ohnedies setzte man sich dem Vorwurf mangelnder Solidarität im Bündnis aus.

Omid Nouripour, Grünen-Sprecher für Sicherheitspolitik, forderte Guttenberg am Dienstag auf, die deutschen Tornados aus Afghanistan sofort abzuziehen. Dadurch „würde nicht nur Personal für eine Intensivierung der Ausbildung afghanischer Sicherheitskräfte frei – der Schlüssel für eine Übergabe in Verantwortung –, sondern auch finanzielle Mittel für eine Verstärkung des zivilen Ausbaus“.

Nach Angaben des Verteidigungsministeriums sind von den Bundeswehrsoldaten am Hindukusch etwa 250 direkt oder indirekt am Flugbetrieb der Tornados beteiligt. Effektiv würden durch einen Abzug der Aufklärer rund 90 Mann frei. Derzeit seien die mit der Ausbildung und Betreuung afghanischer Sicherheitskräfte betrauten Bataillone rund 1250 Mann stark.

Paul Schäfer, Verteidigungsexperte der Linksfraktion, sagte, die Rückverlegung der Tornados müsse der Auftakt für den Abzug der Bundeswehr sein. Er forderte, „statt mit weiteren deutschen Ausbildern die Afghanisierung des Krieges voranzutreiben, müssen die Bemühungen um einen afghanischen Friedensprozess mit diplomatischen und zivilen Mitteln intensiviert werden.“

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