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Afghanistan: Russland bietet dem Westen Kooperation an

Die Schanghai-Organisation traf sich in Anwesenheit von UN-Generalsekretär Ban Ki Moon. Moskau bietet Washington indirekt Verhandlungen an. In Afghanistan müsse die Welt nach neuen Lösungen suchen, sagte Außenminister Mottaki.

Das Timing war ein Bravourstück östlicher Diplomatie: Am selben Tag, an dem US-Präsident Barack Obama seine neue Afghanistanstrategie vorstellte, und drei Tage vor einer Afghanistankonferenz unter westlicher Ägide im niederländischen Den Haag ging die Schanghai-Organisation in die Offensive – mit einer Konferenz zum gleichen Thema in Moskau und in Anwesenheit von UN-Generalsekretär Ban Ki Moon. Dem von Russland und China dominierten regionalen Bündnis gehören mit Ausnahme Turkmenistans alle zentralasiatischen Ex-Sowjetrepubliken an. Zwei davon grenzen an Afghanistan. Zudem haben die Nachbarn Pakistan und Iran in der Schanghai-Organisation Beobachterstatus. Diese profiliert sich zunehmend als östlicher Gegenentwurf zur Nato.

Zwar versuchte Moskaus Außenamtssprecher Andrej Nesterenko Irritationen des Westens zu entkräften. Beide Konferenzen ergänzten einander. Dennoch: Mit der Konferenz, so Beobachter wie der Zentralasienexperte Arkadi Dubnow, wolle Moskau dem Westen klarmachen, dass dieser russische Interessen in der Region stärker berücksichtigen müsse. Russlands Außenminister Sergej Lawrow sagte Afghanistan bei seinem Besuch Mitte März „spürbare Unterstützung“ bei der Terrorismusbekämpfung zu.

Afghanistans Außenminister Rangeen Dadfar Spanta betonte bei der Konferenz, sein Land sei nicht, wie der Westen behaupte, Quelle, sondern vielmehr Opfer von Terrorismus und Drogenmafia. Beide könnten nur durch gemeinsame Bemühungen der Weltgemeinschaft zurückgedrängt werden. Der Kampf gegen Terror und Drogen, so auch sein russischer Kollege Lawrow, werde nur Erfolg haben, wenn die Welt enger zusammenarbeite. Er spielte damit offenbar auf Russlands Angebot an, die schnelle Eingreiftruppe für Zentralasien, die die Schanghai-Organisation im Februar beschlossen hatte, zusammen mit den Antiterroreinheiten der Nato einzusetzen. Die Antwort der Allianz steht noch aus.

Die Nato sei in Afghanistan gescheitert, sagte Irans Außenminister Manutschehr Mottaki. Die Welt müsse daher nach neuen Lösungen suchen. Was wie Kritik klingt, sehen Experten als verklausuliertes Angebot an Washington zu direkten Verhandlungen. Russland wollte am Rande der Konferenz ein informelles Treffen von iranischen und US-Diplomaten organisieren helfen. Elke Windisch

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