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Politik: Auch die Bremer CDU hat Geld von Helmut Kohl bekommen

Mit seiner eigenen Partei redet er zur Zeit wohl nicht. Selbst diejenigen in der CDU, die versuchen, an Helmut Kohl heranzukommen, müssen feststellen: Der blockt ab.

Mit seiner eigenen Partei redet er zur Zeit wohl nicht. Selbst diejenigen in der CDU, die versuchen, an Helmut Kohl heranzukommen, müssen feststellen: Der blockt ab. Wahrscheinlich wird auch die Initiative des CDU-Vorstands- und Präsidiumsmitglieds Eppelmann nichts nützen, der vorschlug: "Eine Gruppe guter Freunde Helmut Kohls, die in der CDU etwas zu sagen haben, sollte sich auf den Weg machen und mit Helmut Kohl noch einmal reden."

Veranstaltung mit Tausenden Bürgern

Aber es ist keineswegs, so dass der Altkanzler nur noch schweigt, schon gar nicht, wenn er sich auf sicherem Terrain wähnt. Wie beispielsweise kürzlich in Hamburg. Vor 800 Kaufleuten im Börsensaal der Handelskammer erhielt Kohl Applaus für das Beharren auf sein Ehrenwort, Applaus dafür, dass er sagte: "Ich habe in meinem ganzen Leben meine Ehre nie aufgegeben. Ich kämpfe nicht mehr um Ämter, sondern um meine Ehre. Dazu gehört, dass ich ein gegebenes Wort halte."

Die Beifallsspender fanden diese Haltung anscheinend besonders eindrucksvoll, auch wenn sie das Gesetz, die Verfassung missachtet. Mit um so mehr Spannung erwarteten die politischen Beobachter Kohls zweiten Auftritt innerhalb weniger Tage. Am Freitagabend sollte er beim Neujahrsempfang der Bremer CDU reden (bei Redaktionsschluss dieser Ausgabe noch nicht beendet), wo traditionell Tausende Bürger ins Bremer Parkhotel strömen.

Die Landespartei sah nach eigenen Angaben keinen Anlass, von ihrer Einladung abzurücken, die sie bereits im vergangenen Sommer ausgesprochen hatte. Es gebe bisher auch "keinen einzigen Hinweis", dass Kohl selber absagen werde, sagte eine Mitarbeiterin des CDU-Landesvorsitzenden Bernd Neumann. Neumann hatte sich auf der Präsidiumssitzung der CDU am vergangenen Dienstag der Stimme enthalten, als es darum ging, Kohl aufzufordern, sein Amt als Ehrenvorsitzender niederzulegen.

Kohl hatte in den letzten Jahren auch die Bremer CDU mit Zuwendungen von seinen Schwarzen Konten bedacht. Nach der Aufdeckung der Spendenaffäre hatte Landeschef Neumann sich ausdrücklich für die Gelder bedankt: Wären die Hilfen für die finanzschwache Bremer CDU nicht direkt von Kohl gekommen, sondern offiziell im Bundesvorstand behandelt worden, so Neumann, dann "hätten wir nie welche bekommen", denn dann hätten auch sofort die größeren Landesverbände Ansprüche angemeldet. Die Bremer Partei will allerdings nichts von der zweifelhaften Herkunft der Gelder gewusst haben. Die Zuwendungen seien stets korrekt als innerparteiliche Zuschüsse verbucht und in Rechenschaftsberichten ausgewiesen worden, versicherte der Landesverband.

Die Bremer Grünen nannten es in dieser Woche "vollkommen unglaubwürdig und auch unzulässig", dass sich Neumann und sein Schatzmeister angeblich keine Gedanken gemacht hätten, woher Kohls Sonderzuweisungen kamen. Solange die Bremer CDU nicht präziser Auskunft gebe, müsse sie mit der Vermutung leben, dass sie ihre letzten Wahlkämpfe "mit schwarzem, illegalem Geld finanziert" habe.

In Hamburg war es ein Heimspiel

Bleibt die Frage, ob Kohl am gestrigen Abend erneut auf so viel Sympathiebekundungen rechnen konnte wie noch in Hambur. Dort war der Besuch für den ehemaligen Bundeskanzler quasi ein Heimspiel gewesen. Handelskammerpräsident Nikolaus Schües hatte Kohl einen "großen Staatsmann" genannt, der "weltweit Vertrauen genießt". Gleichzeitig hatte Schües kritisiert, dass das Krisenmanagement der CDU "womöglich unterentwickelt" sei.

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