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Kardinal Gerhard Ludwig Müller ist umstritten.

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„Auftakt zur Schaffung einer Weltregierung“: Bischofskonferenz distanziert sich von Corona-Schreiben

Mehrere kirchliche Würdenträger unterzeichnen ein Schreiben im Stil von Verschwörungstheoretikern. Dabei ist auch der deutsche Kardinal Gerhard Ludwig Müller.

Die Deutsche Bischofskonferenz hat sich von einem Schreiben gegen Coronavirus-Beschränkungen distanziert, das auch der deutsche Kardinal Gerhard Ludwig Müller unterzeichnet hat. „Die Deutsche Bischofskonferenz kommentiert grundsätzlich keine Aufrufe einzelner Bischöfe außerhalb Deutschlands. Allerdings füge ich hinzu, dass sich die Bewertung der Coronavirus-Pandemie durch die Bischofskonferenz grundlegend von dem veröffentlichten Aufruf unterscheidet“, so der Vorsitzende der Konferenz, Georg Bätzing, am Wochenende.

In dem Text unter dem Titel „Ein Aufruf für die Kirche und für die Welt – an Katholiken und alle Menschen guten Willens“ mit Datum 7. Mai werden die Coronairus-Maßnahmen scharf kritisiert. Darin heißt es: „Es sind Tatsachen, dass unter dem Vorwand der Covid-19-Epidemie in vielen Fällen unveräußerliche Rechte der Bürger verletzt und ihre Grundfreiheiten unverhältnismäßig und ungerechtfertigt eingeschränkt wurden, einschließlich des Rechts auf Religionsfreiheit, freie Meinungsäußerung und Freizügigkeit.“

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Und weiter: Man habe Grund zu der Annahme, „dass es Kräfte gibt, die daran interessiert sind, in der Bevölkerung Panik zu erzeugen“. Deren Ziel sei, dauerhaft „Formen inakzeptabler Freiheitsbegrenzung und der damit verbundenen Kontrolle über Personen und der Verfolgung all ihrer Bewegungen“ durchzusetzen. „Diese illiberalen Steuerungsversuche sind der beunruhigende Auftakt zur Schaffung einer Weltregierung, die sich jeder Kontrolle entzieht.“

Der Aufruf ist eine Initiative des früheren Päpstlichen Botschafters in den USA, Erzbischof Carlo Maria Vigano. Der Mit-Unterzeichner Kardinal Müller war von 2012 bis 2017 Präfekt der Kongregation für die Glaubenslehre. Er hatte sich zuletzt auch gegen Gottesdienstverbote wegen des Coronavirus ausgesprochen. Im Februar hatte Müller die Entscheidungsfindung beim Synodalen Weg der katholischen Kirche mit dem Ermächtigungsgesetz der Nationalsozialisten verglichen und damit Empörung ausgelöst.

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Vigano und mehrere andere Kardinäle gehören zu den erzkonservativen Kritikern von Papst Franziskus. Der Italiener hatte unter anderem den Vatikan der Mitwisserschaft in einem Missbrauchsskandal beschuldigt und Franziskus zum Rücktritt aufgefordert. Auch Müller ist auf den Papst nicht gut zu sprechen, nachdem dieser seinen Vertrag als Chef der mächtigen Kongregation nicht verlängerte.

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Franziskus hat selbst immer wieder Stellung zu der Viruskrise genommen. Gottesdienste ohne Menschen bezeichnete er als „gefährlich“ bezeichnet. Als Vorsichtsmaßnahme wegen der Ausbreitung der Lungenkrankheit Covid-19 seien Gottesdienstverbote der Not geschuldet. Er rief die Menschen immer wieder auf, die Regeln zur sozialen Distanz zu wahren.

Die Bewegung „Wir sind Kirche“ kritisierte das Schreiben ebenfalls. Man sei entsetzt darüber, wie verantwortungslos sich bekannte Kirchenmänner zu Handlangern von Verschwörungstheoretikern machen ließen. Die Papst-Gegner könnten nicht mehr ernst genommen werden. Der Generalvikar des Bistums Essen, Klaus Pfeffer, schrieb bei Facebook, er sei „einfach nur fassungslos, was da im Namen von Kirche und Christentum verbreitet wird: Krude Verschwörungstheorien ohne Fakten und Belege, verbunden mit einer rechtspopulistischen Kampf-Rhetorik, die beängstigend klingt“. (dpa)

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