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Die Lufthansa bietet keine Langstreckenflüge aus der Hauptstadt an.

© Wolfgang Kumm/dpa

Aus für Strecke Berlin-New York: Berlin interessiert die Lufthansa nicht mehr

Nach dem Aus für Air Berlin lässt die Lufthansa nun die Berliner im Stich. Zur Freude der ausländischen Konkurrenz. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Rainer W. During

Die Dinge laufen gut für Carsten Spohr. Der lästige Konkurrent Air Berlin ist weg, die Lufthansa wurde zur ersten Fünf-Sterne-Airline Europas gekürt und der von ihm geleitete Gesamtkonzern konnte das beste Geschäftsergebnis seiner Geschichte präsentieren.

Kein Wunder, dass der Vorstandschef kürzlich als „Manager des Jahres“ ausgezeichnet wurde und ein zufriedener Aufsichtsrat ihn für weitere fünf Jahre im Amt bestätigt hat. Was schert ihn da Berlin, die Stadt, in der die Fluggesellschaft mit dem Kranichsymbol 1926 gegründet wurde?

Spohr lernte wohl schon früh, dass Berlin hat keine Priorität hat

Wegen der deutschen Teilung machte die nach dem Zweiten Weltkrieg wiederauferstandene Lufthansa Frankfurt am Main zu ihrem Drehkreuz. Nachdem man zu Mauerzeiten stets den Anspruch betont hatte, auch wieder nach Berlin zu fliegen, wurde die tatsächliche Rückkehr 1990 vom damaligen Vorstandschef Heinz Ruhnau euphorisch zelebriert. Der Stimmungswechsel kam mit Nachfolger Jürgen Weber, der München zum zweiten Lufthansa-Hub machte. Die schon damals zögerliche Berliner Flughafenpolitik war daran nicht unschuldig.

Als Referent von Weber hat Spohr wohl schon damals gelernt, dass Berlin für den Konzern keine Priorität mehr hat. Im Laufe der Jahre fuhr der Kranich sein Engagement hier immer weiter zurück. Wer mit Lufthansa in die weite Welt wollte, war gezwungen, in Frankfurt oder München umzusteigen. Als Air Berlin dann hier tat, was man selbst nicht wollte, zog Spohr – seit 2014 selbst Konzernchef – die Notbremse und verbündete sich mit einem vorherigen Erzfeind. Ohne die Kooperation mit der Lufthansa hätte Etihad Airways als Großaktionär der Air Berlin wohl nicht so schnell den Geldhahn zugedreht.

Zugegeben: Premiumkunden gibt es in Berlin weniger als anderswo

Wirklich in die Bresche gesprungen ist der Konzern hier nicht. Die Lufthansa bietet ab Tegel nach wie vor nur noch Zubringerflüge nach Frankfurt und München. Die erst im November übernommene Langstrecke nach New York wird nächste Woche eingestellt und der amerikanischen Konkurrenz überlassen. Aus wirtschaftlichen Gründen, wie es heißt.

Zugegeben, die Wirtschaftskraft der Hauptstadtregion lässt noch immer zu wünschen übrig, es mangelt an den von Lufthansa bevorzugten Premiumkunden, die teure First- oder Business-Class-Tickets kaufen. Doch gerade aus diesem Grund sollte ja mit Eurowings der Billigflieger des Konzerns die Route übernehmen. Aber auch der bündelt seine Langstrecken lieber im wirtschaftlich stärkeren Düsseldorf.

Das angebliche Berlin-Engagement von Eurowings konzentriert sich auf Flüge dorthin sowie nach Köln/Bonn und Stuttgart. Ansonsten erweist sich das Angebot oft als Mogelpackung. Strecken beispielsweise nach Athen und Lissabon, aber auch nach Paris, Wien und Zürich entpuppen sich bei näherer Betrachtung als unattraktive Umsteigeverbindungen.

Berlin bleibt die weltweit einzige Hauptstadt, die von der größten Fluggesellschaft ihres Landes stiefmütterlich behandelt wird. Ohne Not überlässt man den Markt ausländischen Konkurrenten. Easyjet und Ryanair bieten den Berlinern zumindest innerhalb Europas Nonstopflüge und zeigen, dass es auch ohne die Lufthansa geht.

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