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Bundesaußenminister Heiko Maas

© imago/photothek

"Berlin trägt Kippa": Maas: Angriffe auf Juden richten sich gegen uns alle

Vor den bundesweiten Solidaritätsbekundungen rufen Politiker zum Kampf gegen Antisemitismus auf. Der Außenminister ruft dazu auf, Opfer nicht alleine zu lassen.

Vor den Solidaritätskundgebungen gegen Judenhass hat Außenminister Heiko Maas (SPD) dazu aufgerufen, Opfer von Antisemitismus nicht alleine zu lassen. „Wenn junge Männer bei uns bedroht werden, nur weil sie eine Kippa tragen, müssen wir deutlich machen: sie sind nicht allein“, sagte Maas dem Tagesspiegel: „Wir dürfen niemals zulassen, dass Antisemitismus in Deutschland wieder alltäglich wird.“ Jeder Angriff auf jüdisches Leben in Deutschland richte sich „gegen uns alle“, warnte der Außenminister: „Niemand darf bei uns wegen seiner Herkunft, seiner Hautfarbe oder seiner Religion diskriminiert werden.“

Auch Familienministerin Franziska Giffey (SPD) äußerte sich besorgt über ein Anwachsen antisemitischer Tendenzen „auch von Zuwanderern“. „Es kann nicht sein, dass Juden auf offener Straße wegen des Tragens der Kippa beschimpft werden“, sagte Giffey. „Jüdinnen und Juden müssen in Deutschland sicher leben können – das ist nicht verhandelbar.“

Vergangene Woche waren in Prenzlauer Berg zwei Kippa tragende Männer von einem Arabisch sprechenden Mann angegriffen worden. Die Polizei verdächtigt einen als Flüchtling eingereisten Syrer. Für diesen Mittwoch ist deswegen eine Kundgebung vor dem Jüdischen Gemeindehaus in Berlin in Charlottenburg geplant: Dabei solle aus Solidarität und als Bekenntnis eine Kippa getragen werden. Auch in Köln, Potsdam, Magdeburg und Erfurt soll demonstriert werden.

Kanzlerin Angela Merkel (CDU) unterstützt nach Angaben eines Regierungssprechers das Anliegen, ein Zeichen gegen Antisemitismus und Intoleranz zu setzen. „Jüdisches Leben hat einen festen Platz in unserem Land“, sagte ihr Sprecher. „Es ist der Bundeskanzlerin auch deshalb ein besonderes Anliegen, dass sich jüdisches Leben frei und sicher entfalten kann und weiter gestärkt wird.“ Antisemitismus müsse mit der ganzen Konsequenz des Rechtsstaats bekämpft werden.

Familienministerin Giffey forderte eine zügige Bestrafung der Täter, zudem mehr Prävention. „Wenn jemand auf dem Schulhof ,Du Jude, du Opfer’ ruft, muss die Schule sofort reagieren“, sagte Giffey bei einer Veranstaltung des American Jewish Commitee. Die Ministerin betonte, sie wolle mehr als 170 „Anti-MobbingProfis“ an Schulen mit Problemen schicken. Zuletzt waren in Berlin vor allem solche Fälle bekannt geworden, wonach Juden von jungen Männern aus Einwandererfamilien aus Nahost bedroht und geschlagen wurden.

Zentralrat der Muslime nennt Antisemitismus Sünde

„Wenn wir keine französischen Zustände haben wollen, müssen wir jetzt handeln“, sagte Gideon Joffe, Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde zu Berlin. In Frankreich geht die Mehrzahl jüdischer Kinder auf nichtöffentliche Schulen ihrer Gemeinde, denn die werden von schwerbewaffneten Beamten geschützt. „Wir müssen die Aufklärung an Schulen massiv intensivieren und Gewaltlosigkeit zum obersten Erziehungsziel erklären. Denn ich erwarte gar nicht, dass das Judentum geliebt wird. Aber, dass Menschen wegen ihres anderen Glaubens, ihrer anderen Sexualität, ihrer anderen Herkunft nicht beleidigt, bedroht, geschlagen werden.“

Vor den Kundgebungen warnte der Präsident des Zentralrates der Juden, Josef Schuster, erneut davor, sich in Großstädten öffentlich mit einer Kippa zum Judentum zu bekennen. Deshalb hofft er, dass die Aktion „Berlin trägt Kippa“ Anstoß ist für ein starkes zivilgesellschaftliches Engagement gegen Judenfeindlichkeit. „Es muss deutlich werden, dass Antisemitismus ein Problem der gesamten Gesellschaft ist und nur durch gemeinsame Anstrengungen bekämpft werden kann.“

Der Zentralrat der Muslime bezeichnete Antisemitismus als Sünde und sagte ein engagiertes Eintreten des Verbandes gegen Judenfeindlichkeit unter Flüchtlingen zu. „Antisemitismus, Rassismus und Hass sind große Sünden im Islam, deshalb werden wir das auch niemals dulden“, sagte Zentralratspräsident Aiman Mazyek der „Rheinischen Post“.

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