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#hugabrit: Eine körperliche Kampagne von EU-Befürwortern

© von #hugabrit

Brexit-Referendum in Großbritannien: #hugabrit - Umarmen für den EU-Verbleib

"Sind Sie Brite? Kann ich Sie umarmen": Seit einem Jahr bemüht sich die Social-Media-Kampagne #hugabrit mit Körpereinsatz, die Briten vom Votum für die EU zu überzeugen.

Gestern, am Mittwoch, wurden die Briten zum letzten Mal umarmt: Auf der Brücke in Camden stehen Tessa Szyszkowitz und ihre Mitstreiter von #hugabrit und fragen die Fußgänger: "Sind sie Brite? Kann ich Sie umarmen? Can I give you a hug?"

Sie werden von einem Fernsehteam aus Spanien und einem von NBC begleitet, denn die vor einem Jahr ins Leben gerufene Kampagne ist längst nicht nur auf Facebook, Twitter und Instagram ein Riesenerfolg: 140 Artikel und Sendungen gibt es zu diesem charmanten Social-Media-Phänomen inzwischen, nachdem Tim Downling im "Guardian" darüber berichtet hatte, folgten "El Pais", "Le Monde", "Wall Street Journal", "Die Welt", BBC, CNN, ARD, ZDF.

Hunderte Briten haben die Mitstreiter der Kampagne, alle in London lebende Europäer, im Vorlauf zum EU-Referendum umarmt – immer mit der einfachen Botschaft: "We love you. You are part of Europe. Please don’t leave us. Please don’t go."

Die Idee zu #hugabrit entstand nach den Parlamentswahlen im vergangenen Mai. Wie können wir etwas tun, um die Briten in der EU zu halten, fragten sich eines Abends Birgit Maass, die für die Deutsche Welle“ berichtet, und Tessa Szyszkowitz, die London-Korrespondentin des österreichischen Nachrichtenmagazins Profil. Sie waren sich einig: Die Kampagne sollte nicht  als Einmischung von außen verstanden werden, aber ungewöhnlich genug sein, um überhaupt Aufmerksamkeit zu erregen.

Es sollte bei der Kampagne nicht um Zahlen und Fakten gehen, sondern vielmehr um ein "gesamtkontinentales, pro-europäisches Gefühl", wie es Tessa Szyszkowitz beschreibt. Und darum, mit Briten ins Gespräch zu kommen, die "Remain"-Befürworter zu unterstützen und die Brexit-Anhänger zu überzeugen. Sponsoring von irgendwelchen proeuropäischen Organisationen hat die Grassroot-Truppe abgelehnt, sie wollten nicht vereinnahmt werden. Dafür lieferte der Besitzer vom Café Kipferl in London Mini-Schnitzel für die Launch-Party von #hugabrit.

Auf der Webseite pleasedontgouk sind die Umarmten alle zu sehen, ein Bild, ein kurzer Text. Die Webseite publiziert auch eingeschickte Umarmungsbilder.

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Von dem Hugging-Einsatz in Camden kamen am Dienstag noch Conor Kenny dazu, Charlie, Jamie und ihr Hund Mouse, und auch Karin und Andrew und ihre Töchter Beth and Lauren wurden umarmt – obwohl sie für den Austritt Großbritanniens aus der EU sind. "Wir geben nie auf", schrieb Tessa Szyszkowitz neben das Bild der Familie, auch wenn sie bei den vier keine große Hoffnung hat. Sie wollen raus – eine schöne Gruppenumarmung mit Paul von #Hugabrit ist es trotzdem. Und die Journalistin von dem spanischen Fernsehsender ist so begeistert von der Kampagne, dass sie sich den hellblauen #Hugabrit-Aufkleber auf die Jacke heftet und beginnt, selbst Menschen anzusprechen: "Kann ich Sie umarmen?"

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Bei den Briten galt das öffentliche Zeigen von Zuneigung lange als verpönt. Und auf Twitter wird #Hugabrit sogar ermahnt: "Bitte beachtet, dass es für Briten eine der traumatischsten Erfahrungen ist, von Fremden umarmt zu werden." In Camden ist von dieser Sperrigkeit nicht viel zu spüren. Offenbar haben sich die Briten auch auf diesem Feld dem Kontinent angenähert.

Selbst Prominente haben mitgemacht: Tessa Szyszkowitz umarmte Turner-Preis-Gewinner Jeremy Deller, Birgit Maass erwischte Ukip-Chef Nigel Farage sogar live im Frühstücksfernsehen der BBC und Christine Ullman, eine weitere #Hugabrit-Mitstreiterin, ist in einem "Hug" mit dem Helden ihrer Jugend zu sehen, "Pulp"-Frontmann Jarvis Cocker.

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