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Ministerin Leyen auf Truppenbesuch in der Türkei.

© dpa

Bundeswehr in der Türkei: Weit weg von IS

Seit fast zwei Jahren sind deutsche Soldaten in der Türkei stationiert. Sie sollen das Land vor Raketenangriffen des Assad-Regimes schützen. Doch das setzt kaum noch Raketen ein. Und der IS ebenfalls nicht.

Während sich die Krise an der türkisch-syrischen Grenze durch den Vormarsch der Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) immer weiter zuspitzt, hat sich die Lage für die deutschen Soldaten in der Türkei paradoxerweise sogar etwas entspannt. Zwei Flugabwehreinheiten des Typs „Patriot“ sind seit fast zwei Jahren in der Türkei stationiert, und mit ihnen 254 Soldaten. Sie sollen die Türkei bei der eigenen Landesverteidigung unterstützen, konkret Raketen abfangen, die von Syrien aus auf die Türkei abgefeuert werden. Als der Bundestag Ende 2012 das Mandat für den Einsatz mit dem Namen „Active Fence“ (Aktiver Zaun) erteilte, war der Bürgerkrieg in Syrien bereits in vollem Gange. Und er bedrohte auch das Nato-Mitglied und Nachbarland Syriens, die Türkei. In türkischen Grenzorten hatte es Tote und Verletzte gegeben, weil syrische Regierungstruppen sie mit Granaten beschossen hatten. Die „Patriots“ sollen verhindern, dass das Regime von Baschar al Assad das türkische Hinterland auch mit Raketen beschießt.

Syrische Regierungstruppen

Doch seit der Stationierung der deutschen Soldaten in Kahramanmaras, rund 100 Kilometer nördlich der türkisch-syrischen Grenze, hat diese Gefahr deutlich nachgelassen. Die syrischen Truppen setzen nur noch selten Raketen ein. „Die Abschüsse werden von unserer Seite beobachtet“, sagte ein Einsatz-Sprecher in der Türkei dem Tagesspiegel. Dennoch blieben die deutschen Soldaten wachsam, „weil es nach wie vor eine Bedrohung für die türkische Bevölkerung gibt“, sagte der Sprecher weiter.

IS setzt keine ballistischen Raketen ein

Der IS hingegen setzt bisher keine Raketen ein und verfügt wohl auch nicht über welche beziehungsweise über Kämpfer, die solche Waffensysteme bedienen könnten. Und deshalb hat sich für die deutschen Soldaten mit dem Vormarsch des IS kaum etwas verändert. Nach wie vor dürfen die Soldaten ihren Stützpunkt auch verlassen und in die Stadt gehen, wo es Restaurants und einen Basar gibt - permanente Erreichbarkeit vorausgesetzt. „Wer den Stützpunkt verlässt, bekommt ein Handy oder eine Art Walkie Talkie ausgehändigt, damit er im Ernstfall jederzeit zurückgerufen werden kann“, so der Sprecher.

Offenbar ist die Bundeswehr bemüht, den Soldaten das Leben in der Türkei so angenehm wie möglich zu machen, denn für viele ist die Einsatzbelastung in den vergangenen zwei Jahren sehr hoch gewesen. Der Grundsatz, dass Soldaten nach vier Monaten Einsatz erst einmal zwanzig Monate in Deutschland bleiben, konnte bei Spezialisten nicht eingehalten werden. Das gilt für die Techniker und die Bediener der Patriot-Systeme. Nach Auskunft des Verteidigungsministeriums dürfen sie während ihres Einsatz auch Heimaturlaub machen.

Leyen will neues Mandat

Ende Januar 2015 läuft das Mandat für den Türkei-Einsatz aus. Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen hat aber schon deutlich gemacht, dass sie eine Verlängerung anstrebt. Eine Ausweitung oder Veränderung des Einsatzes ist nach Angaben des Ministeriums allerdings nicht geplant. Ohnehin gibt es schon jetzt noch Luft nach oben, denn das laufende Mandat sieht vor, dass bis zu 400 Soldaten in die Türkei geschickt werden können.

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