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Undatierte Aufnahme der Aufklärungsdrohne Heron TP.

© AFP

Update

Nach dem Debakel mit "Euro Hawk": Bundeswehr kauft Kampfdrohnen aus Israel

Das Verteidigungsministerium hat sich gegen das US-Modell Predator entschieden. Die neuen Drohnen des Typs Heron TP sind bewaffnungsfähig

Von Robert Birnbaum

Die Bundeswehr will ab 2018 die israelische Heron-TP als ihre erste Kampfdrohne nutzen. Generalinspekteur Volker Wieker entschied sich am Dienstag vorläufig für das israelische Angebot und damit gegen das amerikanische Konkurrenzmodell Predator-B. Die Heron- TP soll die Zeit bis zur Fertigstellung der geplanten europäischen Kampfdrohne um das Jahr 2025 herum überbrücken. Für das Leasing-Projekt sind vorerst 580 Millionen Euro eingeplant.
Die Bundeswehr setzt bisher schon die Drohne Heron-1 ein, die ebenfalls von dem israelischen Rüstungskonzern IAI stammt. Sie kann aber keine Waffen tragen, sondern dient lediglich der Aufklärung. Derzeit nutzt die Bundeswehr die Drohne in Afghanistan. Das Ministerium prüft nach den Angaben momentan, ob sie ein weiteres dieser Systeme für den erweiterten Einsatz in Mali anmietet. Dort hat die Bundeswehr bisher Regierungssoldaten ausgebildet. Ab Mai sollen bis zu 650 deutsche Soldaten aber auch den UN-Kampfeinsatz gegen Rebellen und Terrorgruppen im Norden des afrikanischen Landes unterstützen.
Den Ausschlag für die Heron-TP als erste waffenfähige Drohne gab nach Angaben aus dem Ministerium, dass die Zusammenarbeit mit den Israelis insgesamt erheblich unkomplizierter erschien als mit der US-Konkurrenz. Beim Übergang von der Heron-1 zur künftigen TP könne man auf die Erfahrungen mit dem Vorgänger und die vorhandene Logistik aufbauen. Dies spare ein bis eineinhalb Jahre Zeit. Zudem wäre bei der Predator von General Atomics nicht nur die Industrie, sondern auch die als extrem geheimniskrämerisch bekannte US-Regierung Vertragspartner. Die Israelis hätten sich dagegen sehr offen dafür gezeigt, auch mit Blick auf die europäische Neuentwicklung Know-how zu teilen, hieß es.
Allerdings behält sich die Bundeswehr vor, auf die Predator doch noch zurückzugreifen, falls es bei der israelischen Drohne größere Probleme mit der Bewaffnung oder der Luftverkehrszulassung geben sollte. Eventuelle Mehrkosten für die Zulassung will IAI tragen.
Die Heron-TP kann wie ihr Vorgänger Aufklärung liefern, aber auch Waffen tragen. Auf den genauen Typ der Bewaffnung hat sich das Ministerium noch nicht festgelegt. Die Bundeswehr-Führung legt aber Wert darauf, dass sie leichte Lenkraketen tragen kann, mit denen sich Bodenziele präzise angreifen lassen. Stationiert werden sollen die drei bis fünf Heron-TP wie schon ihr Vorgänger in Israel. Die deutschen Einsatzkräfte sollen vom schleswig-holsteinischen Fliegerhorst Jagel aus operieren. Im Frühjahr 2013 hatte der damalige Verteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU) die Entwicklung der Drohne „Euro Hawk“ wegen massiver Probleme bei der Zulassung für den deutschen Luftraum gestoppt.

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