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Politik: Das Gebet für Christina M. erhört

Ora International hat 20 Helfer in Kabul – die entführte Deutsche ist wieder in Freiheit

Berlin - Die Zeiten, in denen sich die Mitarbeiter ausländischer Nichtregierungsorganisationen in Kabul gegenseitig auf die Füße getreten sind, sind schon länger vorbei. Nicht einmal alle Hilfsorganisationen, deren Projekte das Entwicklungsministerium finanziert, haben noch deutsche Mitarbeiter im Land. Die meisten arbeiten überwiegend oder nur noch mit afghanischen Hilfsorganisationen und einheimischen Mitarbeitern zusammen.

Rupert Neudeck von der Hilfsorganisation Grünhelme verlangte in der „Welt“, ganz auf deutsche Mitarbeiter in Afghanistan zu verzichten. Dagegen schließt das Deutsche Rote Kreuz nicht aus, auch wieder Deutsche ins Land zu schicken, wenn neue Projekte beginnen. Derzeit finanziert das DRK Hilfsprojekte des Internationalen Roten Kreuzes und des Roten Halbmonds und hat keine eigenen Mitarbeiter vor Ort. Das liege aber nicht an der Sicherheitslage. DRK-Sprecherin Charlotte Kemperdick sagte, es könnten allerdings nur sehr erfahrene und gut ausgebildete Mitarbeiter sein, die zum Einsatz kommen könnten: „Niemand macht seinen ersten Einsatz in Afghanistan.“

Niemand weiß genau, wie viele deutsche Hilfsorganisationen noch in Afghanistan arbeiten. In Kabul geht man von etwa 30 aus. Das Entwicklungsministerium finanziert Projekte von 15 Organisationen, sagte Sprecher Markus Weidling dem Tagesspiegel. Die Organisation Ora International, für die die am Samstag entführte Christina M. arbeitet, gehört nicht dazu. Allerdings hatte sich Ora International bei der Botschaft in Kabul registrieren lassen. Nach Angaben des Gründers des christlichen Hilfswerks, Matthias Floreck, waren sie und ihr Mann die einzigen Deutschen in einem Team von 20 ausländischen Helfern in Kabul. „Mit unserem Team zusammen beten wir, dass Christina unbeschadet und schnell nach Hause kann“, sagte er am Sonntag der Presseagentur epd – am späten Abend sieht es so aus, als sei der Wunsch erhört worden. Afghanische Sicherheitkräfte befreiuten sie in der Nacht zu Montag.

Floreck gründete die Organisation 1981. Nach Angaben von Ora hat Familienministerin Ursula von der Leyen (CDU) die Schirmherrschaft für das Hilfswerk übernommen. Die Hilfe konzentrierte sich zunächst auf Menschen in kommunistischen Staaten, die auch unter religiöser Verfolgung litten. Nach Angaben von Ora International arbeitet das Hilfswerk in der Entwicklungs-, der Katastrophenhilfe und vermittelt Kinderpatenschaften. In Afghanistan unterhält Ora zwei Kliniken und engagiert sich in der Aidsaufklärung sowie der Gesundheitserziehung. Den meisten Helfern größerer Organisationen ist Ora International am Samstag zum ersten Mal begegnet. Die wenigsten kannten das Hilfswerk. Hartmut Wilfert, Sprecher der „Aktion Deutschland hilft“, sagte der Nachrichtenagentur Reuters, das Risiko für Deutsche habe sich in Afghanistan trotz der Entführung nicht erhöht. Allerdings sieht er eine höhere Gefährdung für religiös motivierte Helfer. „Ich kann nur jedem raten, nicht zu missionieren.“

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