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Politik: Der helfende Rat der acht Kardinäle

Neues Gremium soll Kirchenreform angehen.

Rom - Wer berät eigentlich diesen Papst? Die Frage kursiert in Rom, und je mehr Franziskus – nach sechs „Einarbeitungsmonaten“ im Vatikan – seine Predigten mit konkreten Personalentscheidungen unterfüttert, umso häufiger wird auch Missmut hörbar. Jetzt gibt es wenigstens eine erste, hochoffizielle Antwort: An diesem Dienstag treffen sich zu ihrer ersten formellen Sitzung jene acht Kardinäle, die der Papst aus allen Kontinenten zusammengerufen hat, um sich Rat bei der Reform der römischen Kurie und der Kirche insgesamt zu holen. Das sei, sagte Pressesprecher Federico Lombardi am Montag, für diese Kirche eine „Neuheit“, deren Umfang und deren Folgen sich noch nicht absehen ließen.

Europa wird „vertreten“ durch den Münchner Erzbischof Reinhard Marx, hinzu kommen die Erzbischöfe aus Santiago de Chile und Boston (für Amerika), jener aus Bombay (für Asien), der Erzbischof von Kinshasa (für Afrika) und sein Amtsbruder aus Sydney (für Australien). Dabei ist als einziger Römer der Verwaltungschef der Vatikanstadt, Giuseppe Bertello. Als Koordinator des Gremiums, das schon die Kurzbezeichung „C 8“ erhalten hat („8 Cardinali“), fungiert der Erzbischof von Tegucigalpa in Honduras, Oscar Andrés Rodríguez Maradiaga.

Für sie hat Franziskus mehrfach die Bezeichnung „Outsider-Kardinäle“ gebraucht, weil sie nicht aus dem Inneren der vatikanischen Kurie stammen, deren schlechte Koordination, Obrigkeitsattitüde, Intrigen und Misswirtschaft überall in der katholischen Welt beklagt werden. Um sich abzusichern, weist Franziskus darauf hin, dass die Idee zur Reformkommission nicht von ihm allein kam, „sondern aus den Versammlungen aller Kardinäle, die im März zum Konklave in Rom versammelt waren“.

Wie sich das Nebeneinander von Kurie und „C 8“ gestalten soll, wusste Lombardi nicht genau zu sagen. Aufschlussreich ist nur: Am 13. April, als Franziskus genau vier Wochen nach seiner Wahl zum Papst das Gremium einrichtete, musste der Sprecher noch herausstreichen, die Outsider würden den Papst lediglich „beraten“, ihm aber bei der Kirchenleitung nicht „helfen“. Dem Papst „helfen“, das sei und bleibe Aufgabe der Kurie. Nun schreibt Franziskus in einem zweiten Erlass eigenhändig, der neue „Rat“ habe die Aufgabe, ihm zu „helfen“.

Bei ihren Vorbereitungen auf das dreitägige Treffen, an dem auch der Papst teilnehmen will, haben die „C 8“ konkrete Reformvorschläge von ihren örtlichen Kirchen erbeten und offenbar in großer Menge erhalten. Es geht nicht nur um eine Verwaltungsreform in der Kurie, um deren Verschlankung, um deren Personalauswahl, sondern weit grundsätzlicher auch um eine stärkere Beachtung der lokalen Kirchen im zuletzt zunehmend „zentralistischen“ Vatikan, also um die Renovierung der Kirchenarchitektur. Der Papst selbst hat zusätzlich „Ehe und Familie“, sowie den Umgang der Kirche mit wiederverheirateten Geschiedenen auf die Tagesordnung gesetzt. Ob die Vatikanbank IOR, die zufällig ebenfalls heute ihre erste Bilanz veröffentlichen will, zum Thema des Treffens wird, ist unklar.

Mit schnellen, konkreten Reformen oder gar Revolutionen wird nicht gerechnet. Maradiaga sagte schon: „Das wird ein langer Prozess.“ Franziskus hat die „C 8“ ausdrücklich von der „Gruppe“ zum „Rat“ erhoben und damit in der Kirchenleitung institutionalisiert.

Nach dem Treffen besucht Franziskus am Freitag Franziskus. Der Papst pilgert nach Assisi zu dem „Heiligen der Armen“, von dem er nicht nur seinen Namen, sondern an dem er sich auch ein Beispiel genommen hat, auch was den Neuaufbau der Kirche betrifft. Die „C8“ fahren mit. Und mindestens 40 000 Menschen werden zum Jubeln und zum Beten kommen. Paul Kreiner

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