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Hier lieben sie ihn nach wie vor. Eine Anhängerin von Donald Trump am vergangenen Mittwoch in West Palm Beach, Florida.

© Michael Reaves/Getty Images/AFP

Donald Trump in Mar-a-Lago: Plant der Ex-Präsident von Florida aus sein Comeback?

Donald Trump war immer ein Macher. Diese Eigenschaft dürfte er sich bewahrt haben. Als neues Basislager dient dem Ex-Präsidenten sein Golfclub in Palm Beach.

Er ist weg – und doch nicht ganz. Als Noch-US-Präsident Donald Trump am frühen Mittwochmorgen das Weiße Haus verließ, ging er schnurstracks auf die wartenden Journalisten zu, bedankte sich für die Zusammenarbeit und sagte: „Ich hoffe, dass es kein langer Abschied wird.“

Wer wollte, konnte das als Ankündigung eines Comebacks verstehen. Denn schon am Abend zuvor hatte er ein 20-minütiges Abschiedsvideo veröffentlicht und gesagt: „Die Bewegung, die wir ins Leben gerufen haben, steht erst am Anfang.“

Als er dann am Mittwoch, kurz vor 9 Uhr, auf dem Militärflugplatz in Andrews ohne Teleprompter die letzten Worte in seiner Amtszeit sprach, endete die Rede mit den Sätzen: „Wir werden bald in irgendeiner Weise zurücksein. Bald sehen wir uns wieder.“ Das klang wie die Drohung von Arnold Schwarzenegger als „Terminator“ – „I’ll be back“, ich komme wieder.

 Ein Paria im Paradies?

Was plant Trump? Will er eine neue Partei gründen, im Jahr 2024 erneut für die Präsidentschaft kandidieren, ins Mediengeschäft mit einer eigenen Talkshow zurückkehren, sich ein großes Museum bauen oder einen Trump-Themenpark mit Riesenrad? Wahrscheinlich weiß er es selbst nicht genau.

Aber dass er künftig nur noch Golf spielt und am Swimmingpool in seinem privaten Golfclub Mar-a-Lago die Beine hochlegt, gilt als ausgeschlossen. Trump war immer ein Macher. Diese Eigenschaft dürfte er sich nach seinem Abgang als Präsident bewahrt haben.

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Allerdings sind ihm die Hände gebunden. Mindestens ein halbes Dutzend zivilrechtlicher Verfahren sind gegen Trump anhängig. Seine Kommunikationsmittel sind nach der Sperrung seiner Konten auf Twitter, Facebook, Instagram und Youtube sehr begrenzt.

Bisherige Geldgeber – Deutsche Bank, Signature Bank in New York, Professional Bank in Florida – wollen ihn als Kunden loswerden. Immer mehr prominente Republikaner wenden sich von ihm ab.

Also doch: ein Paria im Paradies? Das Anwesen Mar-a-Lago war 1986 von Trump gekauft und 1993 in einen privaten Golfclub umgewandelt worden, ausgestattet mit einer 50.000 Dollar teuren Golf-Simulationsmaschine und einem 60-Zoll-Fernseher, der über dem Esstisch platziert ist.

Stolz ist Trump auf seine Sammlung von Brioni-Jacketts und auf die Louis-Vuitton-Koffer seiner Frau Melania. Die Aufnahmegebühr in den Club liegt im sechsstelligen Bereich.

 Florida ist "Trump country"

Bei der Umwandlung in einen Club wurde allerdings festgelegt, dass es dort keine ständige Wohnpräsenz geben darf. Die zehn Suiten dürfen nur von Club-Mitgliedern maximal dreimal im Jahr für je eine Woche bewohnt werden. Eine Art Zweckentfremdungsverbot.

Dennoch haben Melania und Donald Trump im vergangenen Jahr ihren Wohnsitz von New York, wo ihnen der Wind der öffentlichen Ablehnung scharf ins Gesicht blies, nach Palm Beach verlegt.

Selbst hier drohen ihnen folglich Prozesse. Wegen Verstoßes gegen die Corona-Regeln war das Luxusresort während der letzten Silvesterfeier von den Behörden verwarnt worden. Kaum ein Gast hatte eine Maske getragen. Allerdings war das Ehepaar Trump kurz zuvor abgereist.

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Nachbarn beschweren sich über aufwändige Sicherheitsvorkehrungen, einige befürchten, dass Mar-a-Lago zum Wallfahrtsort militanter Trump-Anhänger werden könnte. In Florida residieren bereits rechte Talkradio-Stars wie der pensionierte Rush Limbaugh.

Der konservativ-reaktionäre TV-Sender „Newsmax“ hat seine Zentrale im nahegelegenen Boca Raton. Ron DeSantis, der Gouverneur von Florida, ist ein treuer Trump-Unterstützer. Rick Scott, einer der beiden Senatoren, hat im Kongress gegen die Zertifizierung des Wahlergebnisses gestimmt. Florida sei „Trump country“ heißt es.

 Mehr als 200 Millionen Dollar an Spenden für Trump

Auch die Familie kommt. Ivanka und Jared Kushner, Don Jr, Eric und Tiffany: Sie alle haben bereits oder suchen sich Anwesen in der Nähe von Palm Beach. Von Ivanka heißt es, sie wolle sich um einen Sitz im Kongress bewerben.

Schon während Trumps Präsidentschaft hatten ultrakonservative Gruppen wie „Turning Point USA“ oder die „Conservative Political Action Conference“ ihre Versammlungen nach Florida verlegt. Im Nordosten des 21,5-Millionen-Einwohner-Bundesstaates, auf Amelia Island, hatte das „Republican National Committee“ seine Winter-Konferenz abgehalten.

Auch finanziell hat Trump, so er denn wollte, für ein politisches Comeback vorgesorgt. Nach seiner Wahlniederlage am 3. November sammelte er mehr als 200 Millionen Dollar an Spenden ein, die angeblich für Gerichtsprozesse genutzt werden sollten, um das Wahlergebnis zu kippen. Inwieweit diese Gelder zweckgebunden sind, ist eine offene Frage. Sehr wahrscheinlich wird Trump über einen Großteil davon verfügen können.

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